Der US-Finanzminister sieht einen harten Brexit als realistisches Szenario an, sein deutscher Kollege Scholz ist weiter guten Mutes, dass es nicht zu einem Ausstieg Großbritanniens aus der EU ohne Vertrag kommt. Zwischen diesen beiden Extremen ist alles offen. Nur eines ist klar: ein Brexit ohne Abkommen ist die Standardlösung, die am Freitag eintreten wird - außer man findet bis dahin eine andere Lösung!
 
Der Internationale Währungsfonds hat die Märkte gestern daran erinnert, warum die US-Notenbank ihren scharfen geldpolitischen Kurswechsel eingeleitet hat: Das globale Wirtschaftswachstum sei auf dem tiefsten Stand seit der Finanzkrise vor einem Jahrzehnt angelangt. Der gut gemeinte Rat des IWF an die Politik lautet daher, sich möglichst keinen Fehltritt mehr zu leisten, sonst könne die Weltwirtschaft in die Rezession abgleiten. Und damit meint der IWF wohl das, was heute in Brüssel passiert, aber auch die Verhandlungen im Handelsstreit zwischen China und den USA. Hier ist noch nicht klar, ob sich ein US-Präsident Donald Trump mit einem Erfolg an dieser Front zufrieden gibt oder ob es danach einfach weiter geht, etwa mit neuen Strafzöllen gegen Europa. Die neuen Drohungen jedenfalls haben viele daran erinnert, dass die Schock- und Drohgebärden-Politik der Regierung Trump alles andere als vorbei ist.
 
Technisch betrachtet hat der Deutsche Aktienindex gestern auf einer Unterstützung bei 11.835 Punkten aufgesetzt. Solange diese hält, ist die Möglichkeit für einen neuen Anlauf auf die 12.000er Marke gegeben. Falls nicht, droht ein Rutsch bis in die Region um 11.700 Punkte, zur dort liegenden 200-Tage-Linie. Dass heute auch die Europäische Zentralbank tagt und ihre schützende Hand über den Märkten ausbreiten wird, ist die Hoffnung der Anleger, die gestern die Unterstützung bei 11.835 Punkten gekauft haben.

Jedenfalls wird es in der Eurozone keine Zinswende geben, das Zeitfenster ist zu. Die verschuldete Welt ermöglicht es nicht, zumindest den Schein eines normalen Zinsumfeldes wiederherzustellen, was in den USA ja auch nur halb geklappt hat. Die schwachen Industriedaten aus Italien, Deutschland und Frankreich dürften Mario Draghi heute dazu motivieren, sehr besänftigende Worte anzuschlagen.
 

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