Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0838 (05:39 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0812 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 161,67. In der Folge notiert EUR-JPY bei 175,23. EUR-CHF oszilliert bei 0,9745.
Märkte: Neue Rekorde an US-Aktienmärkten
An den Finanzmärkten herrschte gestern gute Laune. Die Farbe „Grün“ dominierte an den Aktienmärkten. Das Thema Zinssenkungserwartungen war mitentscheidender Treiber. In der Folge lief die Auktion 10-jähriger US-Staatsanleihen rund.
Das hatte Gründe. US-Notenbankchef Powell redete konziliant, einen nahen Beginn der Zinssenkungen implizierend. Powell betonte, dass die letzten Inflationsdaten ermutigend seien. Er konstatierte, dass die US-Wirtschaft nicht im überhitzten Status sei und Arbeitsmärkte ausgewogen wären (mehr siehe unten).
An der Datenfront wurden weitgehend Daten der zweiten Reihe veröffentlicht. Griechenlands Industrieproduktion (Jahresvergleich) als auch Italiens Industrieproduktion (Monatsvergleich) stachen positiv hervor. Anders die Produktionsdaten aus den Niederlanden, Finnland und Österreich. In Japan setzten heute früh die „Machinery Orders“ im Monatsvergleich einen negativen Akzent (siehe Datenpotpourri).
Geopolitisch verschärft sich die Lage. Der NATO-Gipfel lässt sich bezüglich der Ergebnisse nicht anders einordnen. Kräfte, die sich für Diplomatie einsetzen, sind weiter nicht „en vogue“.
An den US-Aktienmärkten purzelten einmal mehr die Rekorde. Der Standard & Poors 500 markierte mit 5.636,68 Punkte ebenso wie der US-Tech 100 mit 20.692 Zählern neue Allzeithochs. Auf Tagesschlussbasis stieg der S&P 500 um 1,02% und der US Tech 100 um 1,03%. Von dieser Tendenz profitierten auch die zuvor schwachen europäischen Aktienmärkte. Der Late DAX gewann 1,13% und der EuroStoxx 50 1,43%. In Fernost ergibt sich Stand 08:05 Uhr nachfolgendes Bild: Nikkei (Japan) +1,20%, CSI 300 (China) +1,13%, Hangseng (Hongkong) +1,91% und der Kospi (Südkorea) +0,62%. Der Sensex (Indien) sank um 0,32%.
An den Rentenmärkten gab es nur überschaubare Bewegung. 10-jährige Bundesanliehen rentieren mit 2,53% und 10-jährige US-Staatsanleihen mit 4,30%.
Der Euro bewegt sich gegenüber dem USD weiter oberhalb der Marke von 1,08. Gold und Silber konnten gegenüber dem USD an Boden gewinnen.
Fed: Powell mit entspannenden Einlassungen
Gestern betonte Powell man werde bezüglich Zinssenkungen agieren, wenn es hinsichtlich des
Datenkranzes angemessen sei.
Kommentar: Dieses Statement ist bekannt. Mit einem positiven Realzins (Zins abzüglich
Preisinflation) in Höhe von mehr als 2%, der als markant restriktiv eingeordnet werden muss,
ist die Grundlage für einen Zinsschritt längst gegeben.
Powell widersprach, dass eine mögliche Zinssenkung im September im Kontext der US-Wahlen
stehen könne.
Kommentar: Nein, Herr Powell, hier erfolgt Widerspruch. Ich verweise auf den positiven
Realzins und die nachfolgend von ihnen aufgenommene Themen. Die Wahrscheinlichkeit eines
politischen Bias ist als dominant zu klassifizieren.
Powell betonte, dass die aktuellen Inflationsdaten ermutigend seien. Er konstatierte, dass die
US-Wirtschaft nicht im überhitzten Status sei und Arbeitsmärkte ausgewogen wären.
Kommentar: Die fallende US-Konjunkturdynamik wird in diesem Report seit geraumer Zeit
thematisiert, unter anderem die Bauwirtschaft, der Immobilienmarkt, die
Gewerbeimmobilienkrise, der unausgeprägte Einzelhandel (Jahresvergleich +2,27%, nicht
inflationsbereinigt, CPI 3,3%) und auch eine unausgeprägte Industrieproduktion (+0,13% im
Jahresvergleich) nebst zunehmenden Fissuren am US-Arbeitsmarkt und Qualitätsfragen
bezüglich der veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten. So hatte die Fed Philadelphia ermittelt,
dass 800.000 bis 1 Million Arbeitsplätze zu viel ausgewiesen wurden. Zu vergessen ist dabei
nicht, dass diese „Performance“ auf Haushaltsdefiziten in Höhe von 6% - 8% des BIP beruhen
(selbsttragende Kräfte der Wirtschaft?). Wo stünde die US-Wirtschaft ohne die aktuellen
geopolitischen Krisen hinsichtlich Waffenproduktion und Energie (LNG)? Wie fragil ist das
Modell USA wirklich? „Food for thought!“
Deutschland: Insolvenzen laut Regierung im langfristigen Vergleich nicht alarmierend
Aus dem Wirtschaftsministerium verlautet, die Regierung nehme die jüngsten Insolvenzzahlen ernst, sehe aber im langfristigen Vergleich kein Alarmzeichen. Es gebe zwar eine verstärkte Dynamik, mit der auch das Vor-Corona-Niveau mittlerweile übertroffen sei. Es gebe aber keine breite Insolvenzwelle. Im langfristigen 20-Jahres-Vergleich sei das aktuelle Niveau nicht auffällig. Zuletzt seien eher mittlere und große Unternehmen betroffen gewesen.
Kommentar: Relativierung ist das Mittel, sich Realitäten nicht stellen zu wollen.
• Fakt ist, dass Insolvenzen deutlich zunehmen (Handelsblatt 41% im Jahresvergleich).
• Fakt ist, dass die Wirtschaftsverbände Alarm schlagen (viel zu spät!).
• Fakt ist, dass die Rahmendaten unseres Standorts einen Mangel an internationaler Konkurrenzfähigkeit definieren.
• Fakt ist, dass wir als Folge in den letzten Jahren die massivsten Nettokapitalabflüsse zu verzeichnen haben.
Bundesbankpräsident Nagel, den ich sehr schätze, forderte, den Standort nicht schlechtzureden. An dieser Stelle fordere ich, nicht Realisten zu „framen“. Wer Narrative spinnt, verfängt sich darin. Wer Verantwortliche in Politik und Gesellschaft trotz Fehlleistungen schützt, hilft der „Res Publica“ nicht und macht sich mitverantwortlich für eine potentielle Fortsetzung der Misere!
Aus meinen aktuellen Präsentationen auf Vorträgen arrondiere ich das Bild gerne, um Realitätssinn bei Verantwortlichen zu fördern:
Wir leben seit mehr als 300 Jahren in einem energetischen Zeitalter. Jede Form des Wohlstands und des aktuellen Status ist korreliert mit dem effizienteren Einsatz der Energie. Wer keinen preisliche Konkurrenzfähigkeit und/oder nachhaltige Versorgungssicherheit hat, ist Verlierer! Nachfolgende Grafiken belegen das Problem für Europa und Deutschland:
Die Grafik ist nicht mehr aktuell. Aktuell sind wir auf den Platz 24 abgerutscht.
Wer weiter unsere Probleme klein redet, mag die Agenda Dritter bespielen, aber nicht die Agenda der Zukunftsfähigkeit dieses Landes und damit auch Europas. Die Stabilität der Gesellschaft und die politische Stabilität sind korreliert mit der wirtschaftlichen Stabilität, siehe Weltwirtschaftskrise 1929/1932, Folge Deutschland 1933. „Jeder gute Demokrat, sollte daher solides Ökonomiewissen haben!“
OECD-Befragung: Vertrauen in Politik in Industriestaaten schwach ausgeprägt
Das Vertrauen der Bürger in ihre Regierung ist in 30 untersuchten Industriestaaten laut OECD-Umfrage schwach ausgeprägt.
44% der Befragten haben kein oder nur ein geringes Vertrauen. 39% gaben an, ein hohes oder relativ hohes Vertrauen in die jeweilige Regierung ihres Landes zu haben. Laut OECD spielen dabei zahlreiche Faktoren eine Rolle, unter anderem wirtschaftliche Schocks, der Krieg in der Ukraine und andere Konflikte wie etwa im Nahen Osten, aber auch Veränderungen durch technologische Neuerungen, den Klimawandel oder die Alterung der Gesellschaft. Männer vertrauen ihren Regierungen häufiger als Frauen. Die OECD empfahl, Bürger stärker in Entscheidungen einzubinden. Die Beweggründe müssten zudem aktiver kommuniziert werden.
Kommentar: Vertrauen ist immer dann schwach ausgeprägt, wenn die Loyalitäten der Eliten der Länder gegenüber den Kernaufgaben der Politik unausgeprägt wahrgenommen werden.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Griechenland mit starker Produktion!
In Italien kam es per Mai zu einem Plus bei der Industrieproduktion um 0,5% (Prognose 0,1%, Vormonat -1,0%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 3,3% nach zuvor -3,0% (revidiert von -2,9%).
Die Industrieproduktion Griechenlands verzeichnete per Mai im Jahresvergleich einen Anstieg um 6,7% (!) nach zuvor 11,7% (revidiert von 10,8%!!).
In den Niederlanden sank die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes per Mai im Monatsvergleich um 0,4% nach zuvor +0,4%.
In Finnland gab die Industrieproduktion per Mai im Jahresvergleich um 5,3% nach zuvor 6,4% (revidiert von -6,7%) nach.
In Österreich kam es zu einem Rückgang der Industrieproduktion per Mai im Jahresvergleich um 4,1% nach zuvor -2,6% (revidiert von -0,5%).
In Portugal nahmen die Verbraucherpreise im Jahresvergleich um 2,8% nach zuvor 2,8% zu.
Dänemark: Verbraucherpreise bei +1,8%
Die Verbraucherpreise stiegen per Berichtsmonat Juni im Jahresvergleich um 1,8% nach zuvor 2,2%.
USA: Daten ohne neue Erkenntnisse
Der MBA Hypothekenmarktindex stellte sich per 5. Juli 2024 auf 206,1 nach zuvor 206,5 Punkte. Die Lagerbestände des Großhandels verzeichneten per Mai im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,6% (Prognose 0,6%) nach zuvor 0,6%. Der Absatz im Großhandel legte per Mai im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose 0,1%) nach zuvor 0,2% (revidiert von 0,1%) zu.
Japan: „Machinery Orders“ enttäuschen nur im Monatsvergleich
„Machinery Orders“ verzeichneten per Mai im Monatsvergleich einen Rückgang um 3,2% (Prognose +0,8%) nach zuvor -2,9%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 10,8% (Prognose 7,2%) nach zuvor 0,7% (Basiseffekte, Revisionen).
Russland: Verbraucherpreise jetzt bei 8,6%
Die Verbraucherpreise stiegen per Juni im Monatsvergleich um 0,6% (Prognose 0,7%) nach zuvor 0,7%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Plus in Höhe von 8,6% (Prognose 8,6%) nach zuvor 8,3%.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1,0950 – 1,0980 negiert das für den EUR negative Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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