Ölpreis Prognose 2017: Zweifel an OPEC-Vereinbarung und hohe Schieferzuwachsraten gefährden bullischen Ausblick


FXStreet - Die Ölmärkte beenden das Börsenjahr versöhnlich. Unterstützung erhielten die Rohölpreise von der ersten Vereinbarung zwischen der OPEC und den übrigen Ölstaaten zur Kürzung der Produktion seit 2001. Die amerikanische Sorte West Texas Intermediate ist in diesem Jahr fast 40 Prozent gestiegen, während die Nordseesorte Brent knapp 46 Prozent zugelegt hat.

Rückblick auf 2016

Die ersten neun Monate des Jahres waren von wiederholt gescheiterten Gesprächen über Fördermengenkürzungen zwischen OPEC und nicht-OPEC-Staaten gekennzeichnet. Das Debakel in Doha im April offenbarte die tiefe Kluft innerhalb der Delegation, nachdem die Gespräche wichtiger Ölförderländer über eine Begrenzung der Fördermenge gescheitert waren.

Das schwarze Gold näherte sich mit großen Schritten dem vierten Quartal, aber die Preise steckten infolge der anhaltenden Streitereien innerhalb des Ölkartells in einem schwachen Marktumfeld fest. Marktbeobachter fragten sich bereits, ob die OPEC ihre Glaubwürdigkeit verloren hat.

OPEC & Nicht-OPEC Vereinbarung - Die Produktionskürzungen treten ab dem 01.Januar in Kraft

Die OPEC beschließt erstmals seit acht Jahren die Fördermengen zu kürzen. Das Ölkartell überraschte die Märkte mit einer freiwilligen Produktionskürzung um 1,2 Millionen Barrel auf 32,5 Millionen Barrel pro Tag. Darüber hinaus haben Russland und andere Nicht-OPEC-Staaten die Bereitschaft erklärt, in der ersten Jahreshälfte 2017 ihre Produktion um 558.000 Barrel pro Tag zu reduzieren. Mit diesem historischen Schulterschluss wollen die Förderländer gemeinsam die Preise für das schwarze Gold wieder in die Höhe treiben. Einige Spekulanten glauben bereit fest daran, dass diese historische Einigung das Ende des zweijährigen Überangebots an Rohöl auf dem Weltmarkt bedeutet.

Worauf Sie in 2017 achten sollten

Einhaltung der Beschlüsse der OPEC & Nicht-OPEC Staaten - Einige Marktanalysen glauben fest daran, dass die Förderländer ihre beschlossenen Produktionskürzungen auch einhalten werden. Und so könnte der Rohölpreis bis zum nächsten Treffen der Erdöl exportierender Länder im Mai bis auf 65 Dollar steigen. Doch eine große Mehrheit der Investoren erwartet, dass sich die Rohölpreise lediglich in einer Handelsspanne zwischen 55 USD bis 60 USD stabilisieren könnten, da eine sich erholende US-Schieferölproduktion die Preise im Jahresverlauf belasten wird.

Darüber hinaus ist die OPEC nicht besonders für die Einhaltung ihrer Versprechen bekannt. Laut Goldman Sachs haben die OPEC-Mitglieder nur 60 Prozent der beschlossenen Fördermengenkürzungen nach den letzten siebzehn getroffenen Absprachen seit 1982 auch tatsächlich erfüllt.

Das bedeutet, Sie als Trader sollten die monatlichen Fördermengen im Auge behalten, um festzustellen, ob die Mitglieder die getroffenen Spielregeln auch tatsächlich befolgen. Wenn die OPEC-Staaten ihre Produktionsgrenzen übertreffen sollten, dann können Sie einen Vergeltungsschlag Russlands als ausgemachte Sache ansehen.

Eine andere Art ( Frühindikator ), die potenziellen Kürzungen zu ermitteln, besteht darin, den Schiffsverkehr zu beobachten, sobald ein Öltanker den Hafen verlässt. Die Aktivität der OPEC-Tanker könnten Sie also messen. Anders sieht es bei Russlands versprochenen Produktionskürzungen von 300.000 Barrel pro Tag aus. Denn hier läuft viel der Produktion über Pipelines.

Schieferölproduktion: Die Maßnahme der wichtigen Ölförderländer ist ein Segen für die US-Schieferölproduktion. Goldman Sachs hat die Saudis bereits davor gewarnt, dass „die US-Schieferindustrie reagieren wird“. Saudi Arabiens seit 2014 eingeschlagene Strategie, mit einer Überschwemmung des Marktes eine Marktbereinigung herbeizuführen, ist also gescheitert. Dennoch sind seit Jahresmitte 2014 mehr als 100 Produzenten in Nordamerika Pleite gegangen. In den nächsten Monaten werden die gebeutelten Driller und die zurückgestellten Projekte ein Comeback feiern und sich, wie von Goldman Sachs prognostiziert, an den Ölscheichs rächen.

Daher sollten Sie als Trader neben den US-Rohöllagerdaten, die durch das American Petroleum Institute und der US-Energiebehörde regelmäßig bekanntgegeben werden, vor allem die wöchentliche Veröffentlichung der durch den US-Öldienstleister ermittelte Bohraktivität im Auge behalten.

Trumps „Amerika zuerst“ Energieplan: Trumps „Amerika zuerst“ Energieplan umfasst die Beseitigung eines jeden Hindernisses zur Erschließung von Rohöl, Gas und Kohle im ganzen Land oder in angrenzenden Gewässern. Laut Trumps Wahlkampagnen-Website hat er dem Erdölsektor höchste Priorität bei der Reindustrialisierung zugeschrieben. Mit Förderungen in Höhe von 50 Billionen USD in unerschlossene Schiefer-, Erdöl- und Erdgasvorkommen sowie in noch sauberere Kohletechnologie, will er die Vereinigten Staaten autark machen.

Mit den beschlossenen Fördermengenkürzungen der OPEC und Nicht-OPEC-Staaten erscheint die Bühne für Trumps „USA ertrinkt in Öl“ Politik bereitet. Rick Perry als Trumps Energieminister und Rex Tillerson (ExxonMobil CEO) verstärkt nur die Vorstellung davon, dass die Schieferölproduktion spürbar an Fahrt aufnehmen wird.

Vergessen Sie nicht die Nachfrageseite: Verbreitet ist die Überzeugung, dass das chinesische Importwachstum an Rohöl wahrscheinlich sogar um mehr als 60 Prozent im nächsten Jahr schrumpfen wird, weil die Lagereinrichtungen kurz vor der Kapazitätsobergrenze stehen und kleinere Raffinerien sich mehr Steuerprüfungen und Lizenzen gegenüberstehen sehen.

Darüber hinaus könnte Indiens Geldentwertung, was auf längerer Sicht positiv ist, die Wachstums- und Wirtschaftsaktivität in der ersten Jahreshälfte 2017 bremsen. Das Wachstum in anderen Teilen der Welt dürfte im besten Fall gering ausfallen.

Zudem stehen in Europa richtungsweisende Ereignisse auf dem Terminplan, welche zu einer Destabilisierung der Märkte führen könnten. Die Nachfrageseite könnte sich weiter abschwächen, wenn die Finanzmärkte - aus welchem Grund auch immer - eine massive Risikoaversion erfahren.

So muss vollkommen klar sein, dass die Angebotsseite dazu verdammt ist, Preisunterstützungen zu bieten. Im Zentrum stehen als indirekt die OPEC & Nicht-OPEC-Staaten mit ihrer beschlossenen Maßnahme und die Schieferölproduktion.

Das alles heißt - Bleiben Sie bullisch, vermeiden Sie aber scharfe Erholungshypes

Alles in allem macht es durchaus Sinn auf steigende Rohölpreise zu spekulieren, aber vermeiden Sie auf einen scharfen Erholungshype zu wetten. Denn eine durch die OPEC induzierte Rally am Ölmarkt führt höchstwahrscheinlich zu einer steigenden US-Schieferölproduktion.

Die Ölpreise könnten in einer Handelsspanne zwischen 50 USD bis 60 USD handeln und durchschnittlich über 55 USD in den ersten sechs Monaten von 2017.

Bearisches Szenario - Die schlimmsten Tage liegen hinter uns. Doch die Preise könnten in die Handelsspanne zwischen 35 USD bis 40 USD zurückfallen, falls die OPEC und Nicht-OPEC-Länder die Vereinbarung platzen lassen.

Bullisches Szenario - Hinweise auf einen tatsächlichen Rückgang der OPEC-Produktion verbunden mit einer schwachen Reaktion der Schieferölproduzenten, könnten die Preise über die Marke von 60 USD pushen.

Charttechnik - Bullisch über 18-jähriger Trendlinie

Brent Öl
 Monatschart

Brent
  • Eine ansteigende Trendlinie von den Tiefstständen im Dezember 1998 und November 2001 bot in 2009 eine solide Unterstützung. Diese wurde jedoch Anfang 2015 unterschritten und fungierte im Juni 2016 als Schlüsselwiderstand.
  • Nun wurde der Trendlinienwiderstand vorerst überschritten… Was wir aber brauchen, ist ein Monatsschlusskurs darüber. Mit einer Schlusskurskerze darüber, könnten wir einen Schub in Richtung 60 USD bis 65,80 USD ( 200-Monate-Linie ) erleben.
  • Auch im Relative-Stärke-Index (RSI) droht ein bullischer Breakout… Die Erholung von den Tiefstständen im Januar 2016 resultierte aus einer bullischen RSI-Preisdivergenz. 
  • Bearishes Szenario - Sollte keine Stabilisierung über der Trendlinie erfolgen, droht ein Rückgang unter 45,00 USD, was ein Signal für eine Top-Bildung wäre. In der Folge liegt das nächste Ziel auf der Unterseite bei rund 35 USD.
WTI Öl Monatschart

WTI
  • Die Geschichte sieht hier etwas anders aus… im weiteren Sinne hat der Relative-Stärke-Index (RSI) die fallende Trendlinie überschritten… die Preise müssen jedoch noch die 18-jährige Trendlinie übersteigen.
  • Mit einem bullischen Ausbruch wäre der Weg frei für einen Test der 200-Monate-Linie bei 63,06 USD.
  • Bearishes Szenario - Sollten die Preise an einer Stabilisierung über der Trendlinie scheitern und unter die Unterstützungsmarke von 49,90 USD zurückfallen, droht ein wiederholter Test des Bereichs von rund 39 USD bis 36 USD.

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