Die Veröffentlichung zweier US-Arbeitsmarktberichte hatte grundsätzlich das Potenzial, die Volatilität an den Märkten zum Jahresende deutlich anzuheizen und die Zinserwartungen neu zu justieren. Doch dazu kam es nicht. Zwar deuten die Daten weiterhin auf einen schwachen Arbeitsmarkt hin, allerdings nicht auf eine Schwäche, die globale Investoren dazu bewegen würde, ihre Erwartungen an mögliche Zinssenkungen im Jahr 2026 grundlegend zu überdenken. Eine Zinssenkung im März bleibt nach den aktuellen Zahlen eine offene 50:50-Entscheidung. Als einziges noch ausstehendes Datenereignis mit Top-Relevanz gilt nun die Verbraucherpreisinflation (CPI) für November, die am Donnerstag veröffentlicht wird, berichtet MUFG-Devisenanalyst Derek Halpenny.

Starke Einzelhandelsumsätze zeigen tiefe Spaltung der Verbraucher

„Die moderate Erholung des US-Dollars spiegelt auch den gemischten Charakter der übrigen Daten wider – insbesondere die Einzelhandelsumsätze der sogenannten Control Group, die im Monatsvergleich um 0,8 Prozent gestiegen sind. Das ist der stärkste Anstieg seit Juni. Wir beobachten weiterhin eine deutliche Entkopplung zwischen Arbeitsmarkt und Konsumausgaben, was die K-förmige Entwicklung unter den Verbrauchern widerspiegelt. Haushalte mit niedrigerem Einkommen leiden besonders unter der hohen Inflation und profitieren kaum von der starken Entwicklung an den Aktienmärkten – im Gegensatz zu einkommensstärkeren Gruppen. Hinzu kommt, dass die Angst vor Arbeitsplatzverlusten im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz bei Geringverdienern vermutlich stärker ausgeprägt ist, was das ohnehin schwache Verbrauchervertrauen zusätzlich belastet.“

„Wir gehen davon aus, dass weitere gemischte Arbeitsmarktdaten wie die von gestern letztlich die Überzeugung für eine Zinssenkung im März stärken könnten – allerdings wohl erst nach der Veröffentlichung der Inflationsdaten am Donnerstag. Der Konsens erwartet, dass die jährliche Inflationsrate bei rund 3,0 Prozent verharrt. In den kommenden Monaten rechnen wir jedoch mit ersten Anzeichen einer nachlassenden Inflation. Der inflationssteigernde Effekt durch Zölle dürfte größtenteils bereits in den Daten sichtbar sein, da einige importabhängige CPI-Komponenten zuletzt bereits stärkere monatliche Preiszuwächse verzeichnet haben.“

„Dass es zuletzt kaum zu Dollar-Verkäufen kam, könnte auch damit zusammenhängen, dass Kevin Hassett nicht mehr als eindeutiger Favorit für den Posten des Fed-Vorsitzenden gilt. Stattdessen sind nun sowohl Kevin Warsh als auch Christopher Waller wieder ernsthafte Kandidaten. Die Wahrscheinlichkeiten auf Polymarket zeigen inzwischen deutlich geringere Abstände zwischen Hassett, Warsh und Waller. Dennoch gilt Hassett aktuell weiterhin als Favorit, weshalb die jüngste Entlastung für den Dollar rasch wieder verpuffen könnte.“

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