Die US-Notenbank weiß, dass ihre harte Gangart der Wirtschaft schadet, aber sie hat keine andere Wahl, wenn sie die hartnäckige Inflation mittel- bis langfristig wieder in Richtung zwei Prozent drücken will. So waren dann gestern auch nicht die nächsten 75 Basispunkte Zinserhöhung das Problem. Es war stattdessen die Tatsache, dass die Fed ihr Programm weiter stur durchziehen wird und damit die Hoffnungen auf ein geldpolitisches Entgegenkommen enttäuscht hat. Auch wenn der US-Wirtschaft immer sichtbarer die Puste ausgeht, lautete die Botschaft der gestrigen Sitzung, dass der Zinsgipfel erst bei rund 4,5 Prozent erreicht werden wird.

Mit diesen Aussichten könnte es auch für den Deutschen Aktienindex schwer werden, das nur noch gut 100 Punkte entfernte Jahrestief zu halten, wenn heute Nachmittag von der Wall Street eine weitere Verkaufswelle nach Europa schwappt. Oft haben die Anleger in New York einen Tag nach der Zinsentscheidung diese erst richtig verarbeitet und sich zuletzt dabei von weiteren Aktien getrennt. Denn Anleihen sind vor diesem Hintergrund und in der Tat wieder eine Alternative zu Aktien. 

Sollte der DAX das Jahrestief von 12.390 Punkten unterschreiten, kann es sehr schnell weiter nach unten gehen. Nicht zu vergessen, dass auch andere Krisenherde wie der Ukraine-Krieg in den vergangenen Stunden nicht gerade mit Hoffnung machenden Nachrichten aufgewartet haben. Zudem droht in Europa das Inflationshoch erst noch und die Europäische Zentralbank wird gestern ebenfalls genau nach Washington geschaut haben, wenn es um die Entscheidungen auf ihrer nächsten Sitzung geht.

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