- Divergierende geldpolitische Aussichten der Europäischen Zentralbank und der Bank of England belasten den Euro.
- Die Arbeitsmarktdaten des Vereinigten Königreichs zeigen gemischte Signale, aber das starke Lohnwachstum hält den Druck auf die BoE aufrecht, vorsichtig bei Zinssenkungen zu bleiben.
- EUR/GBP testet wichtige technische Unterstützung rund um den 100-Tage-Moving Average.
Der Euro (EUR) steht am Dienstag unter Druck gegenüber dem Britischen Pfund (GBP), da die divergierenden geldpolitischen Erwartungen zwischen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of England (BoE) weiterhin die Stimmung beeinflussen.
Zum Zeitpunkt des Schreibens wird EUR/GBP nahe 0,8419 gehandelt, leicht unter einer kritischen Unterstützungszone, zeigt jedoch Anzeichen der Stabilisierung vor hochkarätigen Ereignissen.
Am Dienstag bot der deutsche ZEW-Wirtschaftsstimmungsindex eine moderat positive Überraschung in den Erwartungen, wurde jedoch durch einen enttäuschenden Teil über die aktuellen Bedingungen ausgeglichen. Die Marktteilnehmer ignorierten die Daten weitgehend und konzentrierten sich stattdessen auf die Signale der EZB, die weiterhin auf Zinssenkungen bereits im Juni hindeuten und die bärische Neigung für den Euro verstärken. Im Gegensatz dazu hat die BoE eine vorsichtige Haltung beibehalten und wartet auf nachhaltigere Desinflationssignale, bevor sie sich zu einem dovishen Pivot verpflichtet.
Gemischte Arbeitsmarktdaten im Vereinigten Königreich, aber Lohnwachstum kompliziert die Aussichten der BoE
Die am Dienstag vom britischen Office for National Statistics (ONS) veröffentlichten Wirtschaftsdaten boten einen nuancierten Blick auf die inländischen Arbeitsbedingungen. Die ILO-Arbeitslosenquote, ein gleitender Dreimonatsdurchschnitt der Arbeitslosigkeit, berechnet von der Internationalen Arbeitsorganisation, stieg leicht auf 4,5%, von 4,4% und im Einklang mit den Prognosen.
In der Zwischenzeit stieg die Zahl der Antragsteller, die Arbeitslosengeld beantragen, im April um 5.200. Obwohl dies ein Anstieg ist, war diese Zahl weit besser als die erwarteten 22.300, was auf eine gewisse Resilienz hindeutet.
Allerdings verlangsamte sich die Veränderung der Beschäftigung, ein Maß für die Nettoneuaufnahme von Arbeitsplätzen, im März auf 112.000, von 206.000 im Februar, was auf ein reduziertes Einstellungs-Momentum hinweist.
Die bemerkenswerteste Erkenntnis kam vom Durchschnittsverdienstindex, einem Maß für die Lohninflation. Die Löhne ohne Boni stiegen im Jahresvergleich um 5,6%, knapp unter der Prognose von 5,7%. Die Verdienste einschließlich Boni stiegen um 5,5% und übertrafen die Erwartungen von 5,2%. Diese hohen Lohnzahlen deuten auf anhaltenden Inflationsdruck im Arbeitsmarkt hin, was die Fähigkeit der BoE, die Geldpolitik zu lockern, ohne ihr Inflationsziel zu untergraben, kompliziert.
EZB-Lockerungsneigung unter Beobachtung vor den deutschen Inflationsdaten
Die jüngste Underperformance des Euro spiegelt auch das Marktvertrauen wider, dass die EZB schneller als ihre Kollegen handeln wird, um die Geldpolitik zu lockern. Die Entscheidungsträger haben zunehmend signalisiert, dass sie mit Zinssenkungen einverstanden sind, da die Inflation in der Eurozone sinkt. Der Fokus richtet sich nun auf den deutschen harmonisierten Verbraucherpreisindex (HICP) für April, ein Eurozonen-Inflationsmaß, das voraussichtlich stabil bei 2,2% im Jahresvergleich bleibt.
Eine negative Überraschung könnte die Erwartungen an eine Zinssenkung im Juni festigen und wahrscheinlich den Abwärtstrend von EUR/GBP vertiefen.
EUR/GBP hält an Unterstützung fest, während Bären auf tiefere Retracements zielen
Aus technischer Sicht testet EUR/GBP die Unterstützung nahe dem 61,8%-Fibonacci-Retracement-Level der Rallye von März bis April, eine Zone, die von Händlern häufig als kritischer Wendepunkt angesehen wird. Dieses Niveau, das bei 0,8432 liegt, signalisiert oft eine potenzielle Umkehr, wenn es gehalten wird, oder eine Fortsetzung des Trends, wenn es entscheidend durchbrochen wird.
Das Paar wird derzeit knapp unter diesem Fibonacci-Niveau bei 0,8419 gehandelt, während es weiterhin über dem 100-Tage-Simple Moving Average (SMA) bei 0,8402 schwebt, der als dynamische Unterstützung fungiert.
Der 50-Tage-SMA, der jetzt bei 0,8467 liegt, dient als erste Widerstandsschicht und steht in engem Zusammenhang mit dem 50%-Retracement-Niveau bei 0,8490. Ein Tagesschlusskurs unter sowohl dem 61,8%-Retracement als auch dem 100-Tage-SMA würde eine bärische Fortsetzung bestätigen und den Weg zum 78,6%-Retracement bei 0,8349 ebnen, gefolgt von einer vollständigen Retracement-Unterstützung bei 0,8242.
Der Relative Strength Index (RSI) – ein Momentum-Oszillator, der überkaufte oder überverkaufte Bedingungen misst – liegt derzeit unter 38, moderat über der überverkauften Schwelle von 30. Dies deutet darauf hin, dass das Abwärtsmomentum möglicherweise gedehnt ist, jedoch nicht unbedingt erschöpft.
EUR/GBP Tageschart

Solange EUR/GBP unter dem 50-Tage-SMA bleibt und es nicht gelingt, wichtige Fibonacci-Niveaus zurückzuerobern, spricht die technische Neigung für die Abwärtsbewegung. Händler werden in dieser Woche auf Hinweise von BoE- und EZB-Sprechern sowie auf die Veröffentlichung der deutschen Inflation achten, um den nächsten Richtungswechsel zu bestimmen. Ein bestätigter Bruch unter 0,8400 würde die Bären weiter ermutigen, während eine Erholung über 0,8490 eine kurzfristige Umkehr signalisieren könnte.
Zentralbanken FAQs
Zentralbanken wie die US-Notenbank oder die Europäische Zentralbank haben die Aufgabe, Preisstabilität zu gewährleisten. Dies erreichen sie, indem sie die Zinsen anpassen und so die Inflation kontrollieren.
Zentralbanken haben ein zentrales Instrument, um die Inflation zu steuern: den Leitzins. Zu festgelegten Terminen veröffentlicht die Bank ihre Zinsentscheidung, in der sie den Leitzins entweder beibehält, senkt oder anhebt. Dies beeinflusst die Zinssätze von Sparguthaben und Krediten, was wiederum Auswirkungen auf das Spar- und Investitionsverhalten der Wirtschaft hat. Zinserhöhungen werden als geldpolitische Straffung bezeichnet, Zinssenkungen als geldpolitische Lockerung.
Eine Zentralbank agiert häufig unabhängig von der Politik. Bevor Mitglieder in den geldpolitischen Rat berufen werden, durchlaufen sie verschiedene Anhörungen und Prüfungen. Jedes Mitglied bringt dabei seine eigene Überzeugung mit, wie die Zentralbank Inflation steuern und die Geldpolitik gestalten sollte. Befürworter einer lockeren Geldpolitik, die niedrige Zinsen und günstige Kredite fördern, um das Wirtschaftswachstum anzutreiben – selbst auf Kosten einer leicht über 2 % liegenden Inflation –, werden als „Tauben“ bezeichnet. „Falken“ hingegen bevorzugen höhere Zinsen, um Sparen zu belohnen, und sehen es als ihre Priorität, die Inflation unter Kontrolle zu halten, bis sie bei oder unter 2 % liegt.
Normalerweise wird jede Sitzung einer Zentralbank von einem Vorsitzenden oder Präsidenten geleitet, der zwischen den verschiedenen Lagern – den sogenannten „Falken“ und „Tauben“ – einen Konsens herstellen muss. Kommt es zu einem Patt bei der Abstimmung, entscheidet der Vorsitzende und verhindert so eine 50:50-Stimmengleichheit über mögliche geldpolitische Anpassungen. Der Vorsitzende hält zudem regelmäßig öffentliche Reden, in denen die aktuelle geldpolitische Ausrichtung und zukünftige Erwartungen kommuniziert werden – diese können oft live mitverfolgt werden. Das Ziel einer Zentralbank ist es, ihre geldpolitischen Maßnahmen umzusetzen, ohne dabei heftige Schwankungen bei Zinssätzen, Aktienmärkten oder der eigenen Währung auszulösen. Bereits vor geldpolitischen Sitzungen geben die Mitglieder ihre Einschätzungen indirekt an die Märkte weiter. In den letzten Tagen vor einer Sitzung herrscht jedoch eine „Blackout-Periode“, während der die Mitglieder keine öffentlichen Äußerungen machen dürfen, bis die neuen Maßnahmen offiziell verkündet wurden.
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Das sollten Sie am Freitag, den 14. November, im Blick behalten:
Der europäische Wirtschaftskalender wird eine Revision der BIP- und Beschäftigungsänderungsdaten für die Eurozone im dritten Quartal enthalten. In der zweiten Tageshälfte werden die Anleger besonders auf die Kommentare von Vertretern der Federal Reserve (Fed) achten.