Während Gold (XAU/USD) Anfang September mit 3.578 US-Dollar ein neues Allzeithoch markierte, musste Bitcoin (BTC) nach drei Wochen Kursverlust erneut die Juli-Tiefs testen. Damit flammt die Debatte um die Rolle von Gold im Vergleich zu Bitcoin als Wertspeicher wieder auf. Die Korrelation beider Anlageklassen bleibt schwach – das stellt die These vom „digitalen Gold“ infrage, stützt aber die Sicht, dass beide als komplementäre Absicherungen taugen. Um mehr Einblicke in die Entwicklung von Gold und Bitcoin zu erhalten, sprach FXStreet mit mehreren Experten der Kryptomärkte.
Gold klettert Anfang September auf 3.578 US-Dollar
Der Goldpreis schoss in die Höhe und durchbrach das bisherige Rekordhoch von April bei 3.500 US-Dollar. Mit 3.578 US-Dollar erreichte das Edelmetall am Mittwoch einen neuen Höchststand – nach Monaten kontinuierlicher Käufe. Vor allem weltweite Unsicherheit und neue US-Handelsbarrieren haben den Preisanstieg befeuert.
XAU/USD Tageschart
Die Robustheit des Goldes hat dazu geführt, dass Zentralbanken erstmals seit 1996 mehr Gold als US-Staatsanleihen in ihren Reserven halten. Gleichzeitig ist die US-Staatsverschuldung auf 36 Billionen US-Dollar angewachsen – 123 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – und wächst seit April 2020 mit 7,43 Prozent jährlich, wie Daten von Bitwise Europe und Bloomberg zeigen.
Ein Bericht von Bitwise Research hebt hervor, dass steigende Haushaltsdefizite und wachsende Geldmengen seit der Corona-Krise 2020 deutlich zugenommen haben, als umfangreiche fiskal- und geldpolitische Maßnahmen notwendig wurden.
Auch gestiegene Inflationserwartungen und geopolitische Spannungen infolge des Kriegs zwischen Russland und der Ukraine seit 2022 haben das Vertrauen in US-Staatsanleihen erodieren lassen. Diese erzielten ihre historisch schlechteste Wertentwicklung und blieben deutlich hinter Gold zurück.
Darüber hinaus ist der Anteil von Gold an den weltweiten Reserven auf den höchsten Stand seit rund 30 Jahren gestiegen: 21 Prozent im ersten Quartal 2025 laut State Street Investment Management, 26,8 Prozent im zweiten Quartal 2025 nach Angaben des World Gold Council. Der Aufwärtstrend unterstreicht Golds Rolle als wichtigste Alternative zu Fiat-Währungen und festigt seine Position als strukturelle Absicherung.
Bitcoin am Scheideweg
Während Gold glänzt, steckt Bitcoin in schwierigen Wochen. Der Kurs fiel am Wochenende erneut auf das Juli-Tief bei 107.350 US-Dollar und weitete damit den Abwärtstrend seit dem Rekordhoch vom 14. August bei 124.474 US-Dollar aus. Die Schwäche von BTC belastete auch den gesamten Kryptomarkt.
BTC/USDT Tageschart
Ein Bericht von K33 Research hebt hervor, dass das ETH/BTC-Verhältnis seit zehn Handelstagen bei 0,04 verharrt. Das nachlassende Interesse an der CME deute auf eine Pause der Bitcoin-Dynamik hin. Zudem sank das durchschnittliche tägliche Spot-Handelsvolumen von BTC auf 2,9 Milliarden US-Dollar – 20 Prozent weniger als in der Vorwoche.
„Trotz des Abwärtstrends war die Aktivität konstant hoch, mit geringerer wöchentlicher Schwankung seit Mitte Juli im Vergleich zum zweiten Quartal – ein Zeichen für einen lebendigen Spot-Markt, auch wenn BTC in der Spanne um 110.000 US-Dollar konsolidiert“, so ein K33-Analyst.
Korrelation zwischen Gold und Bitcoin
Die Korrelation von Gold und Bitcoin zeigt ein spannendes Bild. Der K33-Analyst erklärt, dass die aktuelle 30-Tage-Korrelation bei 0,11 liegt, die 90-Tage-Korrelation bei -0,09. Über 365 Tage hinweg beträgt sie 0,026. Das zeigt: Beide Anlageklassen entwickeln sich weitgehend unabhängig voneinander.
Diese Divergenz stellt das Narrativ vom „digitalen Gold“ infrage, da Bitcoin sich zunehmend von Gold entkoppelt. Gleichzeitig spricht es dafür, beide parallel zu halten – als ergänzende Absicherungen in unsicheren Zeiten.
Parallel dazu gewinnt Bitcoin als alternatives Wertaufbewahrungsmittel an Akzeptanz und könnte Gold langfristig technologisch verdrängen. Zentralbanken prüfen bereits, ob sie ihre Reserven auch in Bitcoin diversifizieren, während die USA und andere Länder über eine strategische Bitcoin-Reserve nachdenken. Kurz- bis mittelfristig bleibt Gold der dominierende sichere Hafen, doch die wachsende Adoption macht Bitcoin zum engsten Konkurrenten auf lange Sicht.
Außerdem reagiert Bitcoin immer sensibler auf marktbasierten Inflationserwartungen in den USA – bei gleichzeitig zunehmender Knappheit. Mit jedem weiteren Halving verstärkt sich diese Abhängigkeit, wie entsprechende Grafiken zeigen.
Es überrascht daher nicht, dass sich Bitcoin an den Zyklen globaler Geldmengenausweitung und -verknappung orientiert.
Tatsächlich sei Bitcoin „das beste Barometer für globale Geldentwertung, das wir haben“, sagt ein Analyst von Bitwise – dank absoluter Knappheit und sehr niedrigen Wachstums im Vergleich zu Fiat-Währungen.
Auch die Volatilität von Bitcoin nimmt langfristig ab. Laut einer Analyse von River Research ist sie mittlerweile vergleichbar mit der von Gold und vielen Aktien. Zwar gilt die Schwankungsanfälligkeit bei vielen noch als Ausschlusskriterium, doch wer seine Allokation an die eigene Risikoneigung anpasst, kann dieses Problem umgehen.
David Foley, Mitgründer und Managing Partner des Bitcoin Opportunity Fund, sagt: Gold gehe oft voran, während Bitcoin später nachziehe und schließlich übertreffe. So geschehen Anfang 2025, als Gold im April ein neues Hoch erreichte und Bitcoin erst im zweiten Quartal nachzog.
Experteneinschätzungen zu Gold und Bitcoin
Um die Perspektive zu erweitern, hat FXStreet Experten aus dem Kryptobereich befragt. Hier ihre Antworten:
Billy Luedtk, Gründer von Intuition
Frage: Wie beeinflusst die wachsende Beliebtheit von Gold als sicherer Hafen die Wahrnehmung und Nutzung von Bitcoin?
„Golds Wiederaufstieg bestätigt einen uralten Instinkt: In unsicheren Zeiten suchen Menschen nach knappen, nicht-staatlichen Werten. Dieser Trend hilft Bitcoin, weil er die Erzählung stützt, dass das Vertrauen in Fiat-Systeme schwindet. Jedes Mal, wenn Gold Aufmerksamkeit bekommt, erinnert es daran, dass ‚Outside Money‘ Wert hat – und Bitcoin ist die modernste, liquideste und programmierbarste Form davon. Gold stärkt den Rahmen, Bitcoin erweitert ihn.“
Frage: Welche Faktoren sind entscheidend dafür, ob Bitcoin wie Gold in unsicheren Zeiten an Wert gewinnt?
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Liquidität und Adoption: Ob Bitcoin weiter in institutionelle und private Märkte hineinwächst.
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Narrative: Ob die Geschichte vom „digitalen Gold“ glaubwürdig bleibt, besonders wenn Notenbanken massiv Geld drucken oder geopolitische Spannungen steigen.
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Infrastruktur: ETFs, Verwahrung, Derivate und Regulierung, die den Zugang erleichtern.
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Korrelation: Wenn Bitcoin sich in Krisenzeiten als unkorreliert zu Risikoanlagen beweist, stärkt das seine Rolle neben Gold.
Frage: Wie entwickeln sich langfristig die Rollen von Gold und Bitcoin als Wertspeicher?
„Gold bleibt der konservative Anker – physisch, erprobt über Jahrtausende, vertrauenswürdig, aber statisch. Bitcoin dagegen ist dynamisch: knappe Ressource, aber zugleich portabel, teilbar, programmierbar und integrierbar in digitale Ökonomien und KI-Systeme. Über Jahrzehnte hinweg wird Gold wohl das Mittel der Wahl für Zentralbanken und traditionelle Institutionen bleiben, während Bitcoin zunehmend zum ‚native collateral‘ der digitalen Ära wird – die Absicherung, die neue Finanzstrukturen antreibt.“
Vikrant Sharma, CEO und Gründer von Cake Wallet
Frage: Wie entwickeln sich langfristig die Rollen von Gold und Bitcoin als Wertspeicher?
„Ehrlich gesagt sehe ich Gold langfristig nicht auf derselben Ebene wie Bitcoin. Die absolute Knappheit von 21 Millionen Coins steht einer unbekannten realen Goldmenge gegenüber – ein klarer Vorteil für Bitcoin. Zudem ist Bitcoin-Mining genehmigungsfrei, während Goldabbau streng reguliert ist. Bitcoin kann weltweit in Minuten übertragen werden, während Gold transportiert, geprüft und gelagert werden muss – mit hohen Kosten.
Im digitalen Zeitalter, in dem auch KI-Agenten wirtschaftlich handeln, ist Bitcoin die logische Wahl. Diese Agenten werden nie physisches Gold nutzen – sie brauchen schnelle, vertrauenslose Transaktionen. Der 24-Billionen-Markt für Gold wird auf lange Sicht Marktanteile an Bitcoin verlieren. Gold bleibt relevant – aus Tradition und wegen der Zentralbanken.“
Frage: Wie beeinflusst Golds Beliebtheit als sicherer Hafen die Wahrnehmung von Bitcoin?
„Meiner Ansicht nach unterstützt Golds wachsende Rolle eher die Bitcoin-These, statt ihr zu schaden. Es zeigt, dass Investoren Alternativen zu Fiat-Geld suchen. Damit wird Bitcoin als ‚digitales Gold‘ plausibel. Ein Problem ist allerdings die Transparenz der Reserven – hier könnte eine echte Prüfung große Unterschiede offenlegen. Bitcoin dagegen ist jederzeit on-chain verifizierbar. Das könnte die Wahrnehmung als sicheren Hafen klar zugunsten von Krypto verschieben.“
Frage: Wie wirken sich globale Wirtschaftstrends, etwa Geldpolitik, auf das Verhältnis von Gold und Bitcoin aus?
„Beide profitieren. Der Joker ist ein mögliches Audit der Goldreserven: Wenn Zweifel aufkommen, könnte Bitcoin als einzig wirklich überprüfbarer Wertspeicher durchstarten. Die gesamte Menge ist in Sekunden prüfbar – bei Gold wäre das undenkbar.
Kurzfristig kann straffere Geldpolitik Bitcoin stärker belasten als Gold, langfristig treibt expansive Geldpolitik aber beide. Mit KI-getriebenen Ökonomien entsteht eine neue Dimension: Digitale Agenten brauchen native Kryptowährungen, keine physischen Barren. Sie werden Bitcoin nutzen – sofort, programmierbar, vertrauenslos. Gold kann diese Nachfrage nicht bedienen. Kurzfristig mag Gold die Richtung vorgeben, langfristig hat Bitcoin die besseren Karten – wegen Knappheit, Transparenz und digitaler Nativität.“
Bitfinex-Analysten
„Der Rekordlauf von Gold, getrieben durch Zentralbankkäufe und die Nachfrage nach sicheren Häfen, hat die Attraktivität knapper, nicht-staatlicher Assets insgesamt verstärkt. Davon profitiert indirekt auch Bitcoin – auch wenn Kapitalströme kurzfristig eher Gold bevorzugen. Ob Bitcoin in Phasen von Marktstress dem Goldtrend folgt, hängt von mehreren Faktoren ab: der Entwicklung von US-Dollar und Realzinsen, dem Ausbau neuer Zugangswege wie ETFs oder Altersvorsorgekonten sowie der Fähigkeit des Marktes, Liquiditätsschocks ohne erzwungene Verkäufe zu verkraften.“
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