Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0893 (05:22 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0855 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 155,55. In der Folge notiert EUR-JPY bei 169,45. EUR-CHF oszilliert bei 0,9701.
Märkte: Kanada legt vor, EZB wird nachziehen
An den Finanzmärkten war in den letzten 24 Handelsstunden nahezu alles gefragt. Ein entscheidender Katalysator war die vom Markt erwartete Zinssenkung der Notenbank Kanadas, die den Leitzins von 5,00% auf 4,75% reduzierte.
Heute erwartet der Finanzmarkt zurecht eine erste Zinssenkung der EZB. Der Leitzins wird mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit um 0,25% von 4,50% auf 4,25% reduziert werden. Der aktuell bei circa 2% liegende positive Realzins ist prohibitiv restriktiv. Auf unseren Netfonds VIP-Events in Büsum legte ich dar, dass in den kommenden 12 Monaten eine Reduktion des real positiven Zinses sowohl in den USA als auch der Eurozone auf rund 1% realistisch ist. Das impliziert einen Zinssenkungsspielraum von circa 1%. Die begleitende Verbalakrobatik sollte moderat ausfallen und überbordenden Zinssenkungserwartungen entgegenwirken.
Das Thema Geopolitik bleibt aktuell hintergründig der primäre Belastungsfaktor. Gestern startete das St. Petersburg International Economic Forum (SPIEF) in Russland. Es nehmen mehr als 25.000 Entscheidungsträger teil (Davos 2.700). Es ist ungleich bedeutender als das Forum in Davos hinsichtlich der wirtschaftlichen Bedeutung des Globalen Südens (circa 70% des Welt-BIP Basis Kaufkraftparität). Auch wenn dieses Event im Westen medial unterbelichtet wird (Vergleich Davos), wird es markantere Auswirkungen als Davos haben. Implizit lässt sich daran ablesen, dass wer in der Welt isolierter ist? Haben Sie Antworten auf diese Frage?
In diesem Kontext verweise ich auf den Fall Scott Ritter (ehemals Inspektor der UN, US-Militär, prominente Aufgaben), dem wider der US-Verfassungsrechte die Teilnahme an diesem Event durch das US-Außenministerium ohne Angabe von Gründen durch Entzug des Passes direkt vor Antritt des Fluges verweigert wurde (Link 1), (Link 2) Kleinen Moment, meine liebe Frau Conny will mit aus gegebenen Anlass gerade über westliche Werte diskutieren.
Aktienmärkte legten zu. Der Late Dax stieg um 0,95%, der EuroStoxx 50 um 1,80%, der S&P 500 um 1,19% der US Tech 100 um 2,00%. In Fernost ergibt sich Stand 07:10 Uhr ebenfalls ein freundliches Bild. Der Nikkei (Japan) steigt um 0,64%, der CSI 300 (China) um 0,37%, der Hangseng (HK) um 0,67%, der Sensex (Indien)um 1,09% und der Kospi (Südkorea) um 1,03%.
Deutschland: Lindner plant Steuerentlastung durch Ausgleich Kalter Progression
Finanzminister Lindner plant Steuerentlastungen, die sich bis 2026 auf mehr als 23 Mrd. EUR belaufen sollen, um die Effekte der "Kalten Progression" zu entschärfen. Demnach wolle Lindner den Grundfreibetrag in drei Stufen anheben. Der Bund der Steuerzahler taxiere die Entlastung je Arbeitnehmer durch die Pläne auf insgesamt 140 EUR: Der Freibetrag soll im 1. Schritt rückwirkend zum 1. Januar 2024 um 180 EUR auf 11.784 Euro steigen. Zum 1. Januar 2025 sei eine Anhebung um 300 EUR geplant. Zum 1. Januar 2026 solle dann der 3. Anpassungsschritt mit einer Anhebung des Grundfreibetrags um weitere 252 Euro folgen. Der Spitzensteuersatz solle dann erst ab 69.798 Euro Jahreseinkommen greifen.
Kommentar: Das Ansinnen des Finanzministers geht in die richtige Richtung. Das Volumen ist im Kontext der letzten Jahrzehnte jedoch nur ein Tropfen auf einen heißen Stein. Leider stößt das Ansinnen Lindners reflexartig auf Widerstand bei den beiden anderen Koalitionspartnern. Offenbar kann der Staat nehmen, aber nicht den Bürgern finanzielle Freiheit zugestehen. Fakt ist, dass die "Kalte Progression" seit Jahrzehnten eine Umverteilung von Privateinkommen zu Staatseinkommen forciert. Sinnvoll wäre es, die Freigrenzen parallel zur Inflationsentwicklung automatisch zu erhöhen. Diese Politik der Regierungsparteien der letzten mehr als 40 Jahre ist Ausdruck der Abkehr von der "Sozialen Marktwirtschaft" hin zu einer Staatswirtschaft.
Auf vielen Wahlplakaten prangt im aktuellen Wahlkampf der Begriff "Freiheit". Fakt ist, dass die verantwortlichen Regierungsparteien der letzten mehr als 40 Jahre die finanzielle Freiheit der Bürger durch die "Kalte Progression" angegriffen haben.
Diese Politik war und ist Ausdruck einer Anspruchsgesellschaft und eine Abkehr von der Leistungsgesellschaft. Was hat Deutschland groß gemacht, was macht es klein?
JOLTS-Report: Ernüchterung am US-Arbeitsmarkt
Die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten lassen aufhorchen. Arbeitsmarktdaten sind nachlaufende Wirtschaftsindikatoren. Gestern enttäuschte der ADP-Beschäftigungsreport (siehe unten). Am Dienstag setzte der JOLTS-Report, der Auskunft über offene Stellen gibt, negative Ausrufungszeichen. Die Zahl der Jobangebote wurde per März von 8,488 Millionen auf 8,355 Millionen revidiert. Per April stellte sich die Zahl auf 8,059 Millionen (Prognose 8,355 Millionen). Erkennbar ist eine hohe negative Dynamik, es war der schwächste Wert seit April 2021. Der Höchstwert wurde in dieser Datenreihe per März 2022 bei 11,549 Millionen markiert.
Kommentar: Die aktuellen Arbeitsmarktdaten implizieren, dass das Thema Arbeitsmarkt seitens des Offenmarktausschusses der Federal Reserve einer Neubewertung bedarf. Das Thema US-Zinssenkungen wird diesbezüglich prominenter.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Finale PMIs diverser Länder

Eurozone: Erzeugerpreise niedriger als erwartet
Die Erzeugerpreise verzeichneten per April im Monatsvergleich einen Rückgang um 1,0% (Prognose -0,4%) und im Jahresvergleich um 5,7% (Prognose -5,3%, Vormonat -7,8%).
USA: MBA daten schwach – ADP Daten schwächer als erwartet
Laut ADP Report wurden in der US-Privatwirtschaft per Mai 152.000 (Prognose 175.000, Vormonat revidiert von 192.000 auf 188.000) Stellen geschaffen. Der MBA Hypothekenmarktindex stellte sich per 31. Mai auf 180,4 nach 190,3 Punkten (prekär).
Kanada: Kanadas Notenbank senkt um 0,25%
Die Notenbank senkte den Leitzins erwartungsgemäß von zuvor 5,00% auf 4,75%.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1,0950 – 1,0980 negiert das für den EUR negative Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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