Du willst wissen, ob Ripple (XRP) eines Tages bei 50 US-Dollar notieren kann – und nicht nur Schlagzeilen, sondern belastbare Argumente? Dann lass uns das Thema so angehen, wie ein Analyst es tun würde: mit realistischen Annahmen, klaren Rechenwegen und einem Blick auf die ökonomischen Mechaniken, die Kursniveaus in dieser Größenordnung überhaupt möglich machen.

Zur Einordnung: Du nennst einen aktuellen XRP-Kurs von 2,8742 $ und eine Marktkapitalisierung von 171,07 Mrd. $. Das impliziert eine zirkulierende Stückzahl von rund 59,5 Mrd. XRP (Marktkapitalisierung ÷ Preis). Diese Größenordnung passt auch zu gängigen Schätzungen für den Umlaufbestand.

Was 50 $ rechnerisch bedeuten würden

Fangen wir mit der Mathematik an, bevor wir in Narrative abgleiten: Wenn die zirkulierende Menge in etwa stabil bliebe, entspräche 50 $ einem Börsenwert von knapp 3 Billionen $ (50 $ × ~59,5 Mrd. XRP ≈ 2,98 Bio. $). Nimmt der Umlauf bis dahin zu (was wegen der Escrow-Freigaben realistisch ist), liegt die Spanne höher; bei 65 Mrd. XRP wären wir bei 3,25 Bio. $. Und voll verwässert (theoretische Obergrenze 100 Mrd. XRP) ergäbe 50 $ sogar 5 Bio. $.

Anders formuliert: Ein 50-Dollar-Szenario setzt nicht nur bullisches Sentiment voraus, sondern eine Bewertung in Bitcoin-/Megacap-Dimensionen. Dass so etwas prinzipiell möglich ist, bestreitet niemand – die Frage ist unter welchen Bedingungen, mit welchem Zeitpfad und welchen Nebenwirkungen.

Der adressierbare Markt ist groß genug – aber die Transmission ist der Schlüssel

Der Charme der XRP-Story war immer: schnelle, günstige Settlement-Rails für grenzüberschreitende Zahlungen, idealerweise als Bridge-Asset zwischen Währungen und Systemen. Der adressierbare Zahlungs-TAM ist tatsächlich gigantisch. Ein aktuelles IMF-Working Paper schätzt, dass klassische und Krypto-Cross-Border-Zahlungen zusammengenommen im Jahr 2024 einen Wert in Richtung 1 Quadrillion $ bewegten – wohlgemerkt Wertfluss, nicht Gebührenumsatz. Das illustriert die Größenordnung der globalen Zahlungsströme; Remittances allein summierten sich laut Weltbank 2024 auf rund 685 Mrd. $ in Richtung Schwellenländer.

Diese Zahlen zeigen: Es gibt genug Volumen, um Liquidität in Token-Formen zu rechtfertigen. Aber Volumen ist nicht gleich Preis. Für den Tokenwert ist entscheidend, wie viel XRP-Bestand Zahlungsanbieter, Börsen, Market Maker und Banken dauerhaft vorhalten (oder zwischenhalten müssen), um Flow reibungslos zu managen. Der Preis bildet sich letztlich dort, wo Liquiditätsbedarf (Bestand) auf Angebot (zirkulierende Menge, Verkaufsbereitschaft) trifft.

Was die Fracht auf den Kurs treibt: drei Hebel

1) Regulatorische Sichtbarkeit und Zulassungskanäle.

Die US-Rechtssaga war der größte Klotz am Bein. Nach dem Teilurteil 2023 (programmatische Verkäufe: kein Wertpapier; institutionelle Verkäufe: schon) zog die SEC zwischenzeitlich in die Berufung – und zog diese später zurück. Berichte im Frühjahr 2025 sprachen von einem Ende der SEC-Berufung und einer Verschiebung der restlichen Streitpunkte in eine abklingende Phase; im Sommer 2025 war von einer gemeinsamen Beendigung der Restverfahren die Rede. Unabhängig von juristischen Feinheiten: Für den Markt zählt, dass Rechtsunsicherheit deutlich abgenommen hat – ein Türöffner für Relistings und institutionelle Kanäle.

2) Netzwerktechnik, die echte Zahlungsanwendung stützt.

Schnelles Finality, niedrige Kosten und planbare Performance sind für Zahlungsverkehr kein „nice to have“. Für 2025 werden Block-Close-Zeiten um ~3,8 Sekunden und hohe Transaktionszahlen gemeldet – genau die Eigenschaften, die B2B-Rails brauchen. Solche Werte sind natürlich Momentaufnahmen, aber sie unterstreichen: XRPL ist leistungsfähig und kosteneffizient genug, um produktiven Zahlungsverkehr zu tragen.
 

3) Angebotspolitik und Escrow-Dynamik.

Der Token-Kurs lebt mit der monatlichen Escrow-Freigabe. Von ursprünglich 55 Mrd. XRP im Escrow sind noch ~35–40 Mrd. übrig (Stand 2024/25, je nach Quelle und Stichtag), da monatlich 1 Mrd. freikommt und ein erheblicher Teil wiederverpfändet wird. Der Nettozufluss in den freien Umlauf ist somit gedämpft, aber existent – und wirkt wie ein langsamer Angebotszuwachs. Narrative über Burns der Escrow-Bestände tauchen regelmäßig auf; belastbare Beschlüsse gibt es nicht. Für Preisziele dieser Größenordnung sind klare, glaubwürdige Angebotsregeln ein wesentlicher Faktor.

Vom Zahlungs-TAM zur Marktkapitalisierung: wie man die Brücke baut

Stell dir das Ökosystem wie eine mehrspurige Autobahn vor: Flows (Zahlungsvolumen) rasen über die Strecke, doch für Sicherheit und Geschwindigkeit brauchen Betreiber Rampenbestände – Liquiditätspools, die Volatilität abfedern, Wechselquoten stabilisieren und Slippage vermeiden. Market Maker und ODL-ähnliche Anbieter (On-Demand-Liquidity) halten dazu XRP-Inventar vor. Wie groß diese Bestände sein müssen, hängt von Volumen, Volatilität, Netting-Graden, Settlement-Taktung und Regulatorik ab.

Ein vereinfachter Denkrahmen: In effizienten Systemen skaliert der notwendige Token-Bestand grob mit der Wurzel aus Volumen × Volatilität. Nimmt das tägliche grenzüberschreitende Settlement in XRP stark zu und sinkt gleichzeitig die Volatilität (mehr Tiefe, mehr Liquidität, mehr Hedging-Instrumente), wird mehr absoluter Bestand gebraucht, aber weniger Bestand pro Dollar Flow. Der Kurs profitiert dann nicht linear, sondern in Stufen, wenn Liquiditätsengpässe auftreten: erst Preis hoch, dann neue Liquiditätsanbieter, dann Preis stabilisiert höher – und so weiter.

Das ist wichtig für den 50-Dollar-Gedanken: Er setzt voraus, dass XRP zu einem breit genutzten Intermediär in Cross-Border-/Treasury-Flows wird und die notwendige Inventarhaltung im Ökosystem trillionen-schwere Bewertung rechtfertigt. Reine Retail-Narrative reichen dafür nicht.

Mögliche Pfade nach oben – und ihre Realitätsprüfung

Der Zahlungs-Rails-Pfad.

Wird XRP zum Standard-Bridge-Asset in klar umrissenen Nischen (z. B. Korridore mit fragmentierten Währungen, teuren Nostro/Vostro-Strukturen oder Sanktionsumgehung ohne Rechtsrisiken), kann sich dauerhaftes Inventar ausbilden. Politische Eingriffe – etwa höhere Abgaben auf Remittances – könnten ausgerechnet die Nachfrage nach alternativen Rail-Konzepten beschleunigen, weil klassische Kanäle teurer werden. Ein aktueller FT-Leitartikel argumentierte in genau diese Richtung: Remittance-Abgaben verteuern Überweisungen und treiben Nutzer in ungeplante Alternativen, inkl. Krypto-Rails. Solche politischen Stoßrichtungen sind keine Garantie – aber potente Katalysatoren.

Der Tokenisierungs-/Treasury-Pfad.

Wenn tokenisierte Einlagen, Anleihen, Devisen oder Forderungen in großem Stil über Interoperabilitätslayer (auch jenseits reiner XRPL-Silos) gegen XRP geroutet werden, steigt die Netzwerk-Zentralität von XRP. Das funktioniert nur, wenn Compliance-/KYC-Schienen und Bank-/CSD-Schnittstellen sauber integriert sind. Der „Preishebel“ käme hier weniger vom Retail-Flow, sondern von Treasury-Bedarf großer Adressen, die Bestände halten, um Bridging-Latenzen und Hedging-Kosten zu reduzieren.

Der Regulierungspfad.

Je klarer der regulatorische Status, desto eher sehen wir Rückkehr auf große US-Plattformen, mehr institutionelle Liquidity Providers, Derivate-Tiefe (für Hedging) und damit niedrigere Volatilität. Geringere Volatilität wiederum erhöht die Bereitschaft, XRP-Inventar in größerem Umfang bereitzustellen – ein selbstverstärkender Mechanismus in Richtung höherer, stabilerer Kurse. Der (weitgehend) abgeschlossene US-Rechtskonflikt zielt genau in diese Richtung.

Was die Angebotsseite noch entscheiden kann

Es gibt drei sensible Stellhebel, die du als Anleger im Blick haben solltest:

Escrow-Takt und Nettofreigabe.

Solange monatlich neue XRP netto in den Markt sickern, ist das ein Dauerangebot. Das muss den Kurs nicht drücken, aber es erfordert ständig neue Nachfrage. Jede Änderung der Escrow-Politik – beispielsweise langfristige Reduzierung des Nettozuflusses – hätte Preiselastizität.

Burn-Mechanik.

XRPL-Transaktionsgebühren werden verbrannt, jedoch auf kleinem Niveau. Eine politische Debatte über zusätzliche Supply-Mechaniken (z. B. Burns bei bestimmten Transaktionstypen oder programmatische Reduktionen) würde der Bewertungsseite helfen, solange die Netzwerksicherheit nicht leidet. Medienberichte und Community-Ideen über größere Burns kursieren regelmäßig – belastbare Beschlusslage fehlt.

Governance-Signalwirkung.

Je vorhersehbarer und transparenter das Angebotsregime, desto leichter lässt sich Kapital in Inventar binden. In Zahlungsnetzwerken mögen Marktteilnehmer keine Überraschungen. Ein dauerhaft hohes Kursniveau braucht Planbarkeit.

Wettbewerb: Warum 50 $ keine Einbahnstraße sind

XRP konkurriert nicht im luftleeren Raum. Stablecoins (auf verschiedenen Chains), Bank-Token, CBDCs, Visa/Swift-Neuerungen, L2-Netze und andere L1-Rails ringen um denselben Kuchen: schnell, günstig, compliant. XRPL hat die Latenz-/Kostenkarte und die Payment-DNA; andere punkten mit Bestands-Infrastruktur, Einlagenbindung (Stablecoins) oder direkter Bankanbindung. Dass die Cross-Border-Welt einen Winner-takes-all-Ausgang nimmt, ist unwahrscheinlich; realistischer ist Koexistenz – und genau in dieser Koexistenz muss XRP kritische Masse erreichen, damit 50 $ überhaupt in Sichtweite kommen.

Realistische Meilensteine auf einem Weg zu 50 $

Niemand kann dir den Zeitpunkt nennen – aber es gibt Messpunkte, an denen sich die Wahrscheinlichkeit objektiv ablesen lässt:

  • Wachstum der On-chain-Zahlungsmetriken, das über reine Spekulation hinausgeht (Anteil geschäftlicher Transaktionen, nicht nur Wallet-Zirkus).

  • Derivate-Tiefe und Spread-Engen auf großen Venues – Zeichen, dass Profis dauerhaft Inventar finanzieren.

  • Partnerschaften mit Bank-/Finanz-Markt-Infrastruktur, die Produktivvolumen zeigen, nicht nur Piloten.

  • Transparente Escrow-Pfadkommunikation mit Blick auf Nettoangebot.

  • Regulatorische Anschlussfähigkeit (Lizenzregime, KYC-Standards, Prüfberichte), die über Einzelländer hinaus skaliert.

Ohne Fortschritte bei diesen Punkten wird aus 50 $ eine Headline-Zahl. Mit Fortschritten kann sie eine Ausprägung dessen sein, was passiert, wenn Bridging-Inventar zur Infrastruktur wird.

Risiken, die du nicht ignorieren solltest

Politik/Regulierung kann sich wieder verschärfen – auch nach positiven Entwicklungen. Der US-Kontext bleibt volatil, Europa und Asien kochen ihr eigenes Süppchen. Technologischer Wettbewerb schläft nicht; eine plötzliche Interoperabilitätsnorm zugunsten anderer Rails könnte Narrative drehen. Angebotsdruck durch Escrow-Freigaben ist strukturell da; sollte die Nachfrage in einer Baisse wegknicken, wirkt er sichtbarer. Und schließlich: Liquiditätsereignisse (Exchange-Probleme, Marktmacher-Ausfälle) schlagen im Krypto-Markt überproportional durch.


Es wird alles unternommen, um genaue und vollständige Informationen bereitzustellen. Doch mit den Tausenden zur Verfügung gestellten Dokumenten, die oft innerhalb kurzer Zeit hochgeladen werden, können wir nicht garantieren, dass keine Fehler auftreten. Jede Wiederveröffentlichung oder Weiterverbreitung von FXStreet Inhalten ist ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von FXStreet verboten. Der Handel mit Devisen auf Margin (Verrechnungskonto) trägt ein hohes Risiko und ist möglicherweise nicht für alle Investoren geeignet. Der hohe Hebel kann gegen Sie, sowie für Sie arbeiten. Vor der Entscheidung am Devisenmarkt zu handeln, sollten Sie sorgfältig Ihre Anlageziele, Erfahrung und Risikobereitschaft prüfen. Es besteht die Möglichkeit, dass Sie einen Verlust einiger oder aller Ihrer Investitionen erleiden und deshalb sollten Sie kein Geld investieren, dass Sie sich nicht leisten können zu verlieren. Sie sollten sich aller Risiken bewusst sein, die mit dem Devisenhandel verbunden sind und konsultieren Sie einen unabhängigen Finanzberater, wenn Sie irgendwelche Zweifel haben. Alle Meinungen, Nachrichten, Forschungen, Analysen, Kurse oder andere Informationen, welche diese Informationen enthalten, die von FXStreet, seinen Angestellten, Mitarbeitern oder Partnern bereit gestellt werden, sind als allgemeine Marktkommentare zu verstehen und bieten keine Anlageberatung. FXStreet übernimmt keine Haftung für irgendwelche Verluste oder Schäden, einschließlich, ohne Beschränkung auf entgangene Gewinne, die direkt oder indirekt mit der Verwendung oder im Vertrauen auf diese Informationen entstehen.

Kryptowährungen Nachrichten


Kryptowährungen Nachrichten

WEITERE INFOS

Ripple-Sensation: XRP auf dem Weg zu 50 Dollar?

Ripple-Sensation: XRP auf dem Weg zu 50 Dollar?

Du willst wissen, ob Ripple (XRP) eines Tages bei 50 US-Dollar notieren kann – und nicht nur Schlagzeilen, sondern belastbare Argumente? Dann lass uns das Thema so angehen, wie ein Analyst es tun würde: mit realistischen Annahmen, klaren Rechenwegen und einem Blick auf die ökonomischen Mechaniken, die Kursniveaus in dieser Größenordnung überhaupt möglich machen.

Dogecoin springt nach 175-Millionen-Dollar-Plan für offizielles Treasury

Dogecoin springt nach 175-Millionen-Dollar-Plan für offizielles Treasury

Dogecoin (DOGE) prallte vom Unterstützungsniveau bei 0,210 US-Dollar ab, nachdem CleanCore Solutions (ZONE) eine Privatplatzierung im Volumen von 175 Millionen US-Dollar bekanntgegeben hatte. Damit soll in Zusammenarbeit mit der Dogecoin Foundation und dem House of Doge das erste offizielle Treasury für die Meme-Währung entstehen.

Bitcoin erholt sich Richtung 110.000 $ – Anleger blicken auf Fed-Zinsentscheid und ETF-Zuflüsse

Bitcoin erholt sich Richtung 110.000 $ – Anleger blicken auf Fed-Zinsentscheid und ETF-Zuflüsse

Der Bitcoin (BTC) steigt am Montag in Richtung der Marke von 110.000 US-Dollar, nachdem das Wochenende von breiten Rücksetzern geprägt war. Die Stimmung am Kryptomarkt bleibt jedoch angespannt, da Investoren befürchten, dass sich die Abwärtsbewegung aus dem August auch im September fortsetzt.

Cardano-Gründer intensiviert Rivalität mit Ethereum inmitten der bärischen Phase von ADA

Cardano-Gründer intensiviert Rivalität mit Ethereum inmitten der bärischen Phase von ADA

Charles Hoskinson, der Gründer von Cardano (ADA), hat die Rivalität mit Ethereum (ETH) in seiner jüngsten Ask Me Anything (AMA)-Sitzung am Sonntag verstärkt und weitere wichtige Kommentare abgegeben. Ethereum übertrifft Cardano mit einem riesigen Abstand, dessen Bewertung bei 28 Milliarden USD liegt.

Krypto-Gewinner: Bitget springt auf Morph Chain-Deal, Ondo und Fartcoin weiten Erholung aus

Krypto-Gewinner: Bitget springt auf Morph Chain-Deal, Ondo und Fartcoin weiten Erholung aus

Bitget Token (BGB), Ondo (ONDO) und Fartcoin (FARTCOIN) haben sich in den letzten 24 Stunden als die am besten performenden Token herauskristallisiert und zweistellige Zuwächse erzielt. Die Erholungsbewegung dieser Token bereitet den Weg für einen neuen bullischen Start, während die Kapitalrotation von den Top-Altcoins nach fundamental soliden Alternativen sucht.

BTC

ETH

XRP