• EZB Zinssätze bleiben im Januar 2020 unverändert
  • Präsidentin Lagarde könnte die Hoffnung auf mögliche fiskalische Impulse und eine Verbesserung der Inflation stärken
  • Fokus liegt auf Abwärtsrisiken, welche den Euro belasten könnten
  • Die neue Strategie der Bank steht weiterhin im Fokus

Die Feiertage liegen bereits hinter uns, aber der alte Kontinent könnte sich an der jüngst optimistischen Entwicklung erfreuen. Dennoch bleibt die Frage offen, ob sich Christine Lagarde auf diese positiven Entwicklungen konzentriert, oder sie es vorzieht ein düsteres Bild der Gesamtsituation aufzuzeigen.

Hier sind drei Szenarien und deren Auswirkungen auf den Euro.

1) Alles ist Gut - EUR/USD steigt

Der Rückgang im Produktionssektor zeigt sich hauptsächlich durch die sinkenden deutschen Exporte nach China. Die Lokomotive der Eurozone steht am Rande einer Rezession und bisher konnte dies lediglich durch den inländischen Verbrauch verhindert werden. Die Ängste gegenüber dem schwachen Industriesektor bergen das Potenzial den Dienstleistungssektor nach unten zu ziehen.

Der Grund für diese Abwärtsbewegung könnte jedoch nun ein Ende gefunden haben. Die USA und China haben ein Phase-1 Handelsabkommen unterzeichnet und so sollte die Weltwirtschaft aufatmen können.

Die jüngsten Wirtschafsindikatoren zeigten eine positive Entwicklung. Der deutsche ZEW Konjunkturstimmungsindex baute seine Gewinne aus und dies signalisiert einen zunehmenden Optimismus. Damit konnte ein Worst Case Szenario vermieden werden.

ZEW KonjunkturstimmungDeutsche ZEW Konjunkturstimmung

Die für die EZB wichtige Inflation hat sich nicht nur stabilisiert, sondern sie ist auch gestiegen. Das jüngste Sitzungsprotokoll der Zentralbank zeigte, dass es Hinweise auf einen Anstieg der Kern Verbraucherpreisinflation gibt.

Mit 1,3 % erreichen die Preise den höchsten Stand seit 2013.

Eurozone InflationEurozone Kerninflation 2008-2019

Liegt der Lagarde Fokus auf diesen Punkten, so ist das Glas halb voll und der Euro hat Spielraum für Gewinne.

Green Deal

Die in Frankfurt ansässige Institution hat die europäischen Regierungen aufgefordert die Ausgaben zu erhöhen und die Wirtschaft zu stimulieren. Der ehemalige Präsident Mario Draghi sagte, dass die EZB der einzige Spieler auf dem Spielfeld ist. Seine Nachfolgerin Christine Lagarde wiederholte diese Botschaft auf ihrer ersten Sitzung.

Deutschland zögert nach wie vor seine Ausgaben zu erhöhen, aber auf europäischer Ebene scheint man dem Rat der EZB gegenüber aufgeschlossener zu sein.

Die neue Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, stellte den europäischen „Green Deal“ vor, dessen Budget 1 Billionen Euro beträgt. Ein Teil des Budgets kommt aus dem privaten Sektor und das ehrgeizige Ziel ist mit massiven Ausgaben bis 2050 kohlenstoffneutral zu werden.

Sollte die EZB den „Green Deal“ als sinnvoll erachten, könnte sie auf weitere Maßnahmen verzichten, wovon der Euro profitieren dürfte.

Hohe Wahrscheinlichkeit: während die Zentralbank wahrscheinlich keine Entwarnung geben wird, dürfte es ihr schwer fallen diese beiden positiven Entwicklungen zu ignorieren.

2) Fokus liegt auf der dunklen Seite – EUR/USD fällt

Die positiven Entwicklungen und der Green Deal sind nur ein Seite der Gleichung. Trotz der Erholung, liegt der Markit PMI für den Produktionssektor weiterhin unter 50, was eine Kontraktion widerspiegelt.

Produktion PMIDeutscher Produktion PMI

Der alte Kontinent leidet weiterhin unter einem schleppenden Wachstum, auch wenn die Nachfrage aus China, mit dem US-China Handelsabkommen, anzieht.

Der Fokus von Präsident Donald Trump verlagert sich nun von China auf Europa. Frankreichs Technologie-Steuer und die angeblichen Vorteile, welche deutsche Autohersteller in den USA erhalten, könnten den Präsidenten dazu veranlassen Zölle auf europäische Produkte zu erheben, was die Erholung im Keim erstickt.

Hinzu kommen verschiedene geopolitische Herausforderungen, welche ein Risiko darstellen: Iran, Russland, Nordkorea und der Coronavirus können den Welthandel, Deutschland und die Eurozone belasten.

Sollte Lagarde ein halb leeres Glas vor sich sehen und ihr Fokus liegt auf den Abwärtsrisiken, dann wird der Euro darunter zu leiden haben. Möglicherweise ist dies sogar ihr Ziel, denn wenn der Wert der Gemeinschaftswährung fällt, steigen die Preise für importierte Produkte und somit auch die Inflation. Außerdem profitieren Exporte von einem niedrigeren Wechselkurs.

Geringe Wahrscheinlichkeit: Trotz der anhaltenden Bedenken und einer lockeren Geldpolitik ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass die EZB die Risiken in den Vordergrund stellt und die jüngst positiven Entwicklungen ignoriert.

3) Fokus liegt auf Review – EUR/USD durchwachsen

Im Dezember war die einzige bedeutende Botschaft, dass eine strategische Überprüfung der geldpolitischen Ansätze ansteht, was die Märkte jedoch nicht bewegte. Die EZB hat die Überprüfung in diesem Monat begonnen und diese soll bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Möglicherweise verabschiedet sich die Zentralbank von ihrem „2% oder nahe 2%“ Inflationsziel.

Wird die Zentralbank das Ziel anheben, es senken oder nur geringfügige Änderungen vornehmen? Es ist zu früh um darauf zu spekulieren. Hinzu kommt der Umstand, dass sich Lagarde hinter der langen Überprüfung und irgendwelchen zwischenzeitlichen Schlussfolgerungen verstecken könnte, bevor eine neue Richtung für die Geldpolitik festgelegt wird.

In diesem Fall könnte der Euro zwar schwanken, aber er würde keine klare Richtung einschlagen.

Mittlerer Wahrscheinlichkeit. Lagarde möchte vielleicht eine „weise Eule“ bleiben, wie sie es selbst ausgedrückt hat, anstatt eine dovish oder hawkish Position zu beziehen. Dies ist nichts Ungewöhnliches, da alle Zentralbanker darin geübt sind viel zu reden, ohne etwas Gehaltvolles zu sagen.

Zusammenfassung

Lagarde könnte sich auf die positiven Entwicklungen in der Wirtschaft, den EU Green Deal und das Handelsabkommen zwischen den USA und China konzentrieren, was den Euro stärken dürfte. Das Warten auf das Ergebnis der Überprüfung der Zentralbank wäre indes ein Schachzug um eine klare Botschaft zu vermeiden und die Möglichkeit darauf ist nicht zu verachten. Die Chance, dass lediglich die Risiken angesprochen werden und es zu einer Abwärtsbewegung des Euro kommt, sind indes gering.

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