• Entspannung im Handelskrieg dürfte den Optimismus fördern, aber kann er das Wachstum ankurbeln?
  • Zentralbanken halten noch still, aber Anpassungen sind im ersten Halbjahr wahrscheinlich.
  • Der zweijährige Abwärtstrend im EUR/USD bleibt bestehen, aber das Interesse geht verloren.

Der EUR/USD kannte in den letzten zwei Jahren nur eine Richtung: die nach unten. Ob sich nach dieser Durststrecke das Gesamtbild endlich zugunsten des Euro wenden kann, hängt von vielen Faktoren ab.

Der Anfang vom Ende des Handelskrieges

Seitdem das Währungspaar EUR/USD im Januar 2018 die Marke von 1,2537 erreicht hat, befindet es sich in einer Verkaufsspirale, die erst vor zwei Monaten ein Mehrjahrestief von 1,0878 zur Folge hatte. Das Niveau kann kaum als Zwischentief angesehen werden, wenn man nur die anschließende Kurserholung in Betracht zieht, aber der Fokus sollte diesmal nicht auf technischen Gesichtspunkten liegen, sondern auf der Politik.

Auslöser für den 2-jährigen Kurssturz war die US-Außenpolitik nach der Amtsübernahme von Donald Trump. In diesen zwei Jahren kam es im März 2018, als der Handelskrieg begann, zum größten monatlichen Rückgang des EUR/USD. Damals kündigte Trump Stahl- und Aluminiumzölle auf Importe aus allen Ländern an und hat China mit der ersten Zoll-Runde belegt. Die Handelsgespräche begannen kurz darauf und erstreckten sich über die letzten zwei Jahre. Erst im Dezember dieses Jahres kündigten die beiden Seiten an, dass die erste Phase eines Handelsabkommens vereinbart wurde.

Hervorzuheben ist, dass der Handelskrieg von Trump nicht nur mit China stattfand, obwohl dieser die Schlagzeilen beherrschte. Trump hat seinen Handelskonflikt weltweit ausgefochten, und obwohl dieser noch lange nicht vorbei ist, wurde auch in diesem Dezember das USMCA-Handelsabkommen vom US-Kongress genehmigt.

Der Handelskrieg wird als einer der möglichen Auslöser für den globalen Wirtschaftsabschwung angesehen. Und obwohl er nicht vorüber ist, gibt es endlich Licht am Ende des Tunnels.

Das Wirtschaftswachstum bleibt die größte Sorge

Der Euroraum beendet das Jahr mit konjunkturellen Indikatoren, die darauf hinweisen, dass sich die wirtschaftliche Verlangsamung fortsetzt. In den USA sieht es etwas besser aus, aber die Rezessionsängste bleiben bestehen. Das saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt ist im dritten Quartal 2019 in der EU28 um 0,3% gestiegen. Dies entspricht einer annualisierten Wachstumsrate von 1,2%. Im gleichen Zeitraum wurde das annualisierte US-Bruttoinlandsprodukt mit 2,1% angegeben.

Unterdessen erreichte der vom Markit-Institut erhobene Gesamtindex im Dezember mit 52,2 ein Fünfmonatshoch. Im November lag das Stimmungsbarometer noch bei 52,0, was "den schnellsten Produktionsanstieg seit Juli" signalisiert. Dennoch lag die Wachstumsrate unter dem Trend und war insgesamt nur moderat".  Das Pendant aus der Eurozone lag im Vergleichszeitraum bei 50,6 und damit unverändert zum Vormonat. Im offiziellen Bericht heißt es jedoch: "Die Wirtschaft der Eurozone hat laut dem Flash PMI im Dezember nicht an Fahrt gewonnen und rundet damit ein viertes Quartal ab, in dem die Produktion mit dem schwächsten Tempo seit dem Ausbruch des Konjunkturabschwungs in der zweiten Hälfte des Jahres 2013 gewachsen ist."

Das Beschäftigungsniveau in den USA ist das ganze Jahr über stabil geblieben, aber laut Markit hat sich das Beschäftigungswachstum in der EU auf ein Fünfjahrestief verlangsamt.  Inflationsdruck ist nirgendwo zu finden.  Die jährliche Kernrate der EU liegt nach den jüngsten Daten bei 1,3 %, während in den USA das von der Fed bevorzugte Inflationsbarometer, die Kernrate des PCE-Preisindex, bei 1,6 % liegt.

Das Ungleichgewicht zwischen Zentralbanken, Wirtschaft und Politik

Die Zentralbanken sind in diesem Szenario auf den Pfad der geldpolitischen Lockerung zurückgekehrt. Die US-Notenbank senkte die Zinsen im Oktober zum dritten Mal innerhalb von vier Monaten um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 1,5 % bis 1,75 %. Fed-Chef Powell signalisierte jüngst eine Zinspause. Er sagte, er rechne nicht damit, dass die Notenbank erneut den Abzug drücken müsse, außer die wirtschaftlichen Bedingungen verschlechtern sich.

"Das Wachstum der Eurozone bleibt schwach", sagte die EZB-Chefin Christine Lagarde in ihrer ersten Anhörung vor dem Europäischen Parlament.  Vor seinem Ausscheiden aus dem Vorsitz senkte der ehemalige Präsident der EZB, Mario Draghi, im September den Zinssatz für Einlagen um 10 Basispunkte auf -0,5%. Dies ist ein neues Rekordtief . Er kündigte zudem das TLTRO III an und ein Anleihekaufprogramm mit monatlich 20 Milliarden Euro.

Die geldpolitischen Entscheidungsträger auf beiden Seiten des Atlantiks haben gehandelt, um die Inflation anzukurbeln. Dies haben die Zentralbanken in den letzten zehn Jahren mit bescheidenen Resultaten getan.

Doch in dieser Hinsicht neigt sich die Waage auch zu Gunsten der USA, da Fed-Chef Powell weitaus zuversichtlicher scheint als seine Amtskollegin Lagarde. Letztere hat in ihrem Statement eine zuversichtlichere Wortwahl benutzt, aber während sich die makroökonomischen Bedingungen immer noch verschlechtern, ist es schwer, ihr Glauben zu schenken. Sicherlich ist Frau Lagarde eher eine Politikerin als eine Wirtschaftswissenschaftlerin, und diese zuversichtliche Grundhaltung war auch so zu erwarten. Die Auswirkungen auf die Entwicklung des Euros werden jedoch mit diesem Wissen herausgerechnet werden.

2020 - Das Jahr des Wandels

Das ist kein Ausdruck der Hoffnung, sondern der Notwendigkeit. 2020 sollte das Jahr der Veränderung werden. Oder zumindest das Jahr, in dem sich die Dinge zu verändern beginnen. Die jüngsten Handelsabkommen deuten auf eine gewisse Erleichterung an der Handelskriegsfront hin und damit auch auf die Sorgen rund um des Wachstums. Ob die Volkswirtschaften ohne einen vollausgewachsenen Handelskonflikt wachsen können oder nicht, ist eine andere Geschichte. Aber es dürfte der Optimismus zurückkehren.

Die zuletzt veröffentlichten Daten deuten darauf hin, dass zumindest in den USA die Rezessionssorgen nachgelassen haben. Die EU hingegen ist noch nicht aus dem Schneider. Beide Zentralbanken haben sich mit diesen Bedenken auseinandergesetzt und in der Folge gehandelt, obwohl die EU noch immer "die Fiskalpolitik besser koordinieren muss, damit die niedrig verschuldeten Länder mehr ausgeben, um die Wirtschaft der Region anzukurbeln, während die hoch verschuldeten Länder ihre Finanzen stützen", erklärte der für Wirtschaft zuständige EU-Kommissar Paolo Gentiloni. Die Koordinierung der Fiskalpolitik steht auf der Prioritätenliste der EZB ganz oben, und zwar schon seit Jahren. Vielleicht kann Frau Lagarde den Prozess in Gang bringen.

Die wirtschaftliche Entwicklung und die Entscheidungen der Zentralbanken werden das ganze erste Halbjahr hindurch die Price Action antreiben. Sollte das Handelsabkommen weiter vorankommen, wird es einige Monate dauern, bis die Zeichen auf Wachstum wechseln. Aber sicherlich wird die weitere Entwicklung der Märkte davon abhängen.

Im November 2020 werden die USA an die Wahlurnen gehen. Das garantiert Kursbewegung im letzten Jahresabschnitt. Wird Trump sein Präsidentenamt behalten können? Wenn nicht, was wird dann mit der US-Außenpolitik geschehen? Sicherlich werden die US-Wahlen DAS Ereignis des Jahres 2020 sein, da diese die Richtung des Dollars für die nächsten Jahre bestimmen werden.

EUR/USD - charttechnischer Ausblick

Der EUR/USD beendet das zweite Jahr in Folge mit Kursverlusten. Nachdem er bei 1,1460 in das Handelsjahr gestartet war, schließt es jenseits der Marke von 1,1100. Das Jahrestief wurde bei 1,0978 markiert. Der Abwärtstrend bleibt dem Monatschart zufolge intakt, ohne dass es bisher Anzeichen für eine Erschöpfung gibt.

In der genannten Zeiteinheit entwickelt sich das Paar unterhalb aller seiner gleitenden Durchschnitte. Den Auftakt macht die 20-Monats-Linie bei 1,1320. Das 23,6% Fibonacci-Retracement des Abwärtsimpulses 2018/2019 liegt bei 1,1265, während das 38,2% Fibo bei 1,1510 angesiedelt ist. Letzteres ist von entscheidender Bedeutung, da der EUR/USD erst in einen Aufwärtstrend übergeht, sobald er diesen übersprungen hat. Seit Januar 2019 hat sich das Währungspaar nicht mehr in der Nähe dieses Niveau bewegt. Die technischen Indikatoren bleiben negativ zu interpretieren, zielen aber auf eine Erholung ab, doch fehlt es ihnen an Dynamik.  

Auf Wochenbasis ist das Devisenpaar neutral zu interpretieren, nachdem es seit Mitte Oktober keine klare Kursrichtung mehr gefunden hat. Seitdem bewegt sich der Euro um einen leicht bärischen 20-Wochen-SMA, während die langfristigen Glättungslinien weit über dem aktuellen Kursniveau bleiben. Die 100-Wochen-Linie befindet sich in der Nähe des 38,2% Fibonacci-Retracements und bildet damit einen starken Widerstand. Die technischen Indikatoren hängen an ihren Mittellinien fest.  

EURUSD Wochenchart

Der Chart lässt darauf schließen, dass der Abwärtsdruck leicht nachgelassen hat, aber von den Bullen ist noch keine Spur. Die psychologische Marke von 1,1000 fungiert als unmittelbare Unterstützung. Rutsch das Paar unter diese Kursmarke, drohen starke Kursabgaben. Die nächsten Kursziele befänden sich dann bei 1,0880 und 1,0720. Im schlimmsten Fall kann der Euro mit 1,0340 auf den tiefsten Stand seit 2017 einbrechen.

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