Eigentlich sollte es das Jahr von der Fed und dem USD werden; am Ende wurde es aber das Jahr für die EZB und dem Euro. Der Motor, der für Bewegung am Markt sorgte, war in den vergangenen zwölf Monaten die Politik der Zentralbanken. 

Wie angekündigt hatte die US-Zentralbank den Leitzins im Jahr 2017 dreimal erhöht, während die EZB ihr Wertpapierkaufprogramm weiterführte, aber es zu Beginn des neuen Jahres um die Hälfte reduziert, zugleich aber bis mindestens September 2018 verlängerte. Beide Volkswirtschaften sind im Verlauf des Jahres gewachsen, aber die EU übertraf die USA um Längen.

Überraschenderweise blieb die Inflation gedämpft. Das behauptet zumindest die Chefin der US-Notenbank Janet Yellen. Das Preisniveau ist aber nicht nur ein Problem in den USA, sie auch eine Belastung für die Eurozone und der Hauptgrund dafür, warum die quantitative Lockerung (QE) verlängert wurde. Das und der Umstand, dass die Währungshüter einen zu starken EUR fürchten, wird das Tempo des Wirtschaftswachstum beeinflussen.

Laut Eurostat lag die jährliche Inflationsrate im Euroraum im November 2017 bei 1,5 Prozent, gegenüber 1,4 Prozent im Oktober. Ein Jahr zuvor hatte sie 0,6% betragen. Der stärkste Aufwärtsimpuls für die jährliche Inflation im Euroraum kam von den Teilindizes Energie (4,7 Prozent, gegenüber 3,0 Prozent im Oktober), Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak (2,2 Prozent, gegenüber Oktober 2,3 Prozent), Services (1,2 Prozent) und Industrieerzeugnisse ohne Energie (0,4 Prozent). 

Das US-Arbeitsministerium meldete im November einen Anstieg der Verbraucherpreise um 0,4 Prozent. Im Jahresvergleich stieg der Preisdruck um 2,2 Prozent. Der Teilindex Energie kletterte um 3,9 Prozent und machte mehr als die Hälfte des Preisanstiegs aus. Der Benzinindex stieg um 7,3 Prozent, die anderen Energiekomponenten legetn ebenfalls zu. Der Index für Nahrungsmittel blieb im November unverändert. 

In beiden Fällen ist zu erkennen, dass die Energiepreise hinter dem Inflationsanstieg stecken. Dies ist nicht zwingend das, was sich die Zentralbanken wünschen. Die Kernraten ohne volatile Komponenten wie Nahrungs- und Energiepreise bleiben immer noch unter dem gewünschten Zielwert von 2 Prozent der Fed oder dem Ziel der EZB, die Inflationsrate auf mittlere Sicht unter, aber nahe 2 Prozent zu halten zurück.

Zentralbanken im Jahr 2018

Die EZB hat einen vorsichtigen Kurswechsel bei der Geldpolitik gewagt. Das Wertpapierkaufprogramm wird zwar bis mindestens Ende September 2018 fortgesetzt, das monatliche Volumen aber auf 30 Milliarden Euro halbiert. Zwar werden ab Januar weniger Anleihen gekauft, ein Enddatum wurde aber nicht festgelegt. Eine Zinserhöhung im Euroraum ist daher vom Tisch. 

Die Federal Reserve dagegen rechnet erneut mit drei Zinsschritten für das Jahr 2018. Zudem beschloss sie im Oktober ein Abschmelzen der Bilanzsumme um 10 Milliarden Dollar pro Monat. Das Tempo soll dann alle drei Monate sukzessive auf 50 Milliarden Dollar gesteigert werden. Das Mandat von Fed-Chefin Janet Yellen endet derweil im Februar. Jerome Powell übernimmt für sie. An der geldpolitischen Linie der amerikanischen Notenbank Fed dürfte sich unter ihm aber nicht viel ändern. 

Insgesamt dürften die Zentralbanken ihren Normalisierungsprozess im kommenden Jahr fortsetzen. Größere Überraschungen werden nicht erwartet. 

Politik: „Make America Great Again“

Nicht einmal ein ganzes Buch würde ausreichen, um zu beschreiben, wie die Politik das FX-Universum im zurückliegenden Jahr beeinflusste. Der Brexit und Trumps überraschender Sieg bei den US-Präsidentschaftswahlen standen im Rampenlicht in den letzten 12 Monaten und nichts deutet darauf hin, dass sich dies im kommenden Jahr ändern wird. Tatsächlich scheint das politische Geschehen gemeinsam mit den Zentralbanken auch 2018 den Takt an den Märkten zu bestimmen.

Trump machte Versprechungen als er das Amt von seinem Vorgänger Obama übernahm - und nicht mal eines konnte er bis Ende Dezember einlösen. Aber möglicherweise löst er 10 Tage vor dem Jahresende wenigstens eines ein, denn am 20. Dezember gibt es große Chancen dafür, dass die Steuerreform verabschiedet wird. Die Proteste gegen Obamacare sind dagegen mehrmals gescheitet, obwohl die Republikaner die Mehrheit im Senat hatten, die mittlerweile aber auch geschrumpft ist.

Neuigkeiten bezüglich der Infrastrukturinvestitionen gibt es keine, dafür drohte Trump aber mindestens einmal im Monat mit protektionistischen Maßnahmen und einen Krieg gegen Nordkorea. Die Mauer zu Mexiko wurde noch nicht gebaut.

Trump beschimpfte China, Kanada, Mexiko und so ziemlich jedes andere Land, das sich ihm in den Weg stellte. Handelsbarrieren mit China wurden entgegen des Wahlversprechens abgebaut und nicht aufgebaut. Das sorgte für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Beziehungen. Er drohte auch fortwährend das 23 Jahre alte Freihandelsabkommen mit Mexiko und Kanada aufzulösen. In einer Welt, in der jedes Rädchen in das andere greift, will die US-Administration „Amerika wieder groß machen“.

Selbst wenn sich die Vereinigten Staaten von Amerika aus dem globalen Handel verabschieden, dürfte das die Welt überleben. Nichtsdestotrotz stehen uns interessante Zeiten bevor. 

In Europa ist und bleibt der Brexit die größte Herausforderung. Bislang hat der EU-Chefunterhändler Michel Barnier den Willen der EU gegenüber dem Vereinigten Königreich durchgesetzt, das den Entschluss fasste, die Union zu verlassen und dafür nun einen sehr hohen Preis bezahlen muss. 

Powell wird sich voraussichtlich mit der immer noch sehr gedämpften Inflation und Trumps unkonventionellen Maßnahmen auseinandersetzen müssen. Draghi dürfte besorgt über den starken Euro sein, denn dieser dürfte dem Gleichgewicht zwischen einem starken Wachstum und einer mäßig steigenden Inflationsrate schaden.

EUR/USD - Charttechnischer Ausblick

Der EUR/USD legte in diesem Jahr um gut 13 Prozent zu. Von den Tiefs bei 1,0340 erholte er sich auf 1,1850. Das Jahreshoch markierte er im September bei 1,2092. Zwischen Januar 2015 und Juli 2017 oszillierte die Gemeinschaftswährung in einer breiten Seitwärtsrange zwischen 1,0400 und 1,1460. Der sich daran anschließende bullische Ausbruch ging nach den Sitzungen beider Zentralbanken im September in eine Konsolidierungsphase über. Da die kommenden Entscheidungen leicht vorhersagbar sind, suchen Investoren einen neuen Katalysator, um die nächste Kursrichtung zu bestimmen. Offensichtlich hat die Politik die größten Chancen, dieser Impulsgeber zu sein. 

Ein nackter Wochenchart zeigt deutlich, dass die Hochs der zweijährigen Range zu einem Fels in der Brandung für die Bullen geworden sind. Denn ein Rückgang im November an das Ausbruchsniveau sorgte sofort für neue Gebote. Nichtsdestotrotz hat das Aufwärtsmomentum mittlerweile stark nachgelassen, aber solange sich die Gemeinschaftswährung über 1,14/1,15 halten kann, haben die Bären keine Chance. Tatsächlich signalisieren die multiplen Tiefs in der Kursregion um 1,1450 eine Rallye in Richtung 1,2500. Auf dem Weg nach oben befinden sich bei 1,2092, 1,2100 und 1,2101 wichtige Chartwiderstände. 

Auch wenn es nicht Draghis Wille ist: seien Sie für einen stärkeren Euro im Jahr 2018 bereit.

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