An der Wall Street hat der S&P500 gestern das erste Mal seit dem 5. März wieder über 3.000 Punkten geschlossen. Am Markt macht sich immer stärker Optimismus breit, dass die Coronavirus-Pandemie überwunden ist. Die zyklischen, konjunktursensitiven Aktien erleben gerade ein wahres Comeback. Die Prügelknaben des Lockdowns sind die Gewinner von heute. 

Andererseits wird aber auch immer klarer, dass nicht alles wieder so wird wie bisher. Bei der Lufthansa lehnt der Aufsichtsrat die wochenlang verhandelte Rettung ab, da man den Forderungen der Europäischen Kommission nach der Vergabe von Landerechten an konkurrierende Fluglinien wie Ryanair nicht zustimmen will. Damit steht die Kranich-Airline ohne Rettungspaket da und sogar eine Insolvenz der traditionsreichen Fluglinie ist nicht mehr nur noch theoretischer Natur. Und der amerikanische Flugzeugbauer Boeing entlässt tausende Mitarbeiter. 

An den Aktienmärkten entsteht gerade wieder eine gefährliche Sorglosigkeit und damit verbunden die Erwartungshaltung, dass alles relativ zügig wieder zum alten Normalzustand zurückkehren wird. Die große Gefahr besteht darin, dass sich genau dies nicht bestätigt. Gestern dauerte es eine halbe Stunde, bis sich die Nachricht bei der Lufthansa-Aktie im Kurs auswirkte. Die Anleger befinden sich scheinbar in einem Rausch und wollen nicht erkennen, dass die wirtschaftliche Situation nach dem Coronavirus eine andere sein wird als vor der Krise. Offen bleibt auch immer noch die Frage, von wem und wann die ganzen Schulden, die jetzt gemacht werden, bezahlt werden. 

Erst wurde das herannahende Virus im Frühjahr wochenlang ignoriert, woraufhin es von jetzt auf gleich zu einem Erwachen kam. Was folgte, war eine rapide Neubewertung der Situation, rapide fallende Aktienkurse. Aktuell kann man wieder nur vor dem wachsenden Maß an Sorglosigkeit der Anleger warnen, welches derzeit zu beobachten ist. 

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