Die Fahrt der Bullen zog sich weiter in den Mai hinein. Nach dem schon positiven Start in den Monat, für den immer wieder der Spruch „Sell in May…“ genannt wird, dazu später mehr, konnte der DAX in der vergangenen Woche an diese Bewegung anknüpfen. Mit mehr als 1,4 Prozent Wochenplus wurden sogar die 13000 im DAX erreicht. Es stellt sich aus dem Chartbild heraus nun die Frage, was danach kommen kann. Diesen Möglichkeiten widme ich mich in dieser Chartanalyse nun zu.

Die Reise zur 13000 im DAX als Rückblick

Die Frage aus der Vorwochenanalyse, ob mit dem Überschreiten der 12.630 der Ausbruch im DAX aus der Seitwärtszone vollzogen war, hat sich quasi schnell beantwortet. So sah es noch vor einer Woche aus – zur Erinnerung:

Rückblick auf Vorwoche: DAX hat Ausbruch geschafft
Rückblick auf Vorwoche: DAX hat Ausbruch geschafft

 

Bereits am Dienstag kamen wir der 13000-Punkte-Marke sehr nahe und der Markt zeigte damit, wie viel Momentum und Dynamik in dieser Bewegung steckte. Siehe dazu folgende Diskussion im Forum:

13000 im DAX knapp erreicht am Dienstag
13000 im DAX knapp erreicht am Dienstag

Mit einem Minus von 0,28 Prozent war der Dienstag dann auch der schwächste Tag. Eine ausgiebige Konsolidierung fand jedoch nicht statt, sondern bereits am Mittwoch zog der Markt weiter nach oben, berührte die Montagshochs. Dünnes Volumen am Feiertag in Deutschland, an dem jedoch gehandelt wurde, ließen den DAX dann am Donnerstag auf 13.000 Punkte steigen. So hoch standen wir seit Ende Januar / Anfang Februar nicht mehr!

Der Freitag wurde eher als Brückentag bezeichnet und konnte zwar die 13.000 per Schlusskurs knapp verteidigen, dies ging jedoch mit geringem Volumen einher. Von daher muss die kommende Woche zeigen, wie nachhaltig dieser Ansturm war.

Börsenweisheit „Sell in May…“ nur ein Aberglaube?

Als kleiner Einschub möchte ich hier auf diese Börsenweisheit kurz eingehen. Immerhin liest man darüber in diversen Medien und hat das Gefühl, hier unbedingt eine Depotbereinigung vornehmen zu müssen.

Statistisch betrachtet ist in der Tat die Sommerzeit keine Performance-Zeit. Während der Zeitraum vom 30. April bis zum 01. Oktober einer Nullnummer aus Sicht der Performance gleichkommt, weist die andere „Jahreshälfte“ im Schnitt einen Gewinn von 8,78 Prozent im Durchschnitt der letzten rund 50 Jahre auf. Das ist beachtlich und wohl auch einer der Gründe für diese Weisheit, welche übrigens in diversen Zertifikaten auch schon verbrieft ist.

Geht man dieser Statistik noch tiefer auf den Grund, bemerkt man allerdings Optimierungspotenzial. Denn nicht der Mai ist hier der „Hochpunkt“ in der jahresadjustierten Darstellung, sondern vielmehr der Juli. Sehen Sie dazu die Chartkurve mit Gewinn / Verlust auf den 1. Mai bezogen von Seasonalcharts:

Ob man den Spruch nun in „Sell in summer…“ umbenennen muss, ist wohl zu weit gegriffen. Aber für den Umstand an sich wollte ich Sie gerne an dieser Stelle einmal sensibilisieren und vertiefend dazu noch weitere Informationen bereitstellen.

Wochenausblick mit Unsicherheiten

Bisher ist im Chartbild das Risiko auf die Kapitalmärkte nicht wirklich sichtbar. Dabei sind diese weiterhin vorhanden, wohl aber nur ausgeblendet. Es fallen mir spontan diese Punkte ein:

  • Spannungen zwischen Israel und dem Iran
  • Politischen Unsicherheiten in Italien
  • Drohender Handelskrieg vor allem zwischen den USA und China
  • Weiter anziehender Ölpreis

Gerade der Ölpreis auf Jahreshoch könnte zu einer Belastung werden, da er die Kaufkraft für andere Waren einschränkt und sich zudem auf die Inflationsdaten auswirken könnte.

Zurück zum DAX. Im Chartbild ist der Trend, den ich schon in der Vorwoche skizzierte, weiter intakt. Damit hat sich der Ausbruch nun vollends bestätigt und der Deutsche Aktienindex sich von diesem Ausbruchsniveau um rund 400 Punkte oder 3 Prozent entfernt. Dies entspricht übrigens ganz genau der bisherigen Mai-Performance, da der Ausbruch zum Monatsstart geschah.

Gut zu sehen ist dies im Tageschart:

Korrekturpotenzial wäre somit in erster Linie bis zu der grünen Aufwärtstrendlinie vorhanden und erst im erweiterten Fall bis zum Ausbruchsniveau um 12.630 Punkte. Da die grüne Linie in etwa auf Höhe der Tiefs vom „schwachen Dienstag“ verläuft, ist hierfür die 12.855 meine Orientierungsmarke auf der Short-Seite. Bis dahin ist aus meiner Sicht alles für die Bullen intakt.

Dieser Ansatz passt auch zu der ehemaligen Begrenzung der Range aus November 2017 bis Ende Januar 2018 im Tageschart:

Die andere Frage ist natürlich, wie weit sich diese Bewegung aus Sicht der Bullen fortsetzen könnte. Zur Beantwortung bedarf es ebenfalls eines Blickes in den Tageschart vor dem Hintergrund der Range aus November 2017 bis Ende Januar 2018. Hier verzweifelten schon viele Trader, da ein Ausbruch auf sich warten ließ und nur Range-Trading profitabel war. Er kam dann auf der Unterseite und war recht dynamisch und heftig. Da wir nun genau diesen Punkt wieder überschritten haben, könnte diese Range maßgeblich für den weiteren Weg des Deutschen Aktienindex sein.

Ich trage daher diesen ehemals dominanten Handelsbereich auf die aktuelle Chartfläche ab und sehe diese obere Kante als Ziel der Bullen an. Sie liegt um 13.200 Punkte:

Lassen wir erst einmal die ganzen Marktteilnehmer zurückkommen, dann am Dienstag das BIP aus Deutschland und der Eurozone bewerten und am Mittwoch die Auswirkungen des Ölpreises auf die Verbraucherpreise der EU um 11 Uhr genauer ansehen. Denn diese Impulse (und weitere aus dem Wirtschaftskalender) könnten neben den genannten Unsicherheitsfaktoren Einfluss auf die Marktentwicklung haben. Auch wenn die 13000 im DAX erreicht wurde, ist dies kein Punkt zum „Ausruhen“ für die Marktteilnehmer und der Handel geht bereits morgen weiter.

In diesem Sinne, bleiben Sie achtsam, rennen Sie nicht „stur“ einer Börsenweisheit nach und genießen Sie neben der Börse den Sommeranfang.

Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)

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