Spätestens seit dem Votum der Briten für den Brexit weiß man, dass man bei Abstimmungen im Königreich auf alles gefasst sein muss. Allein schon deshalb darf man sich als Anleger nicht unbedingt darauf verlassen, dass die Parlamentarier in London heute Abend Vernunft walten lassen und einen Brexit ohne Vertrag ablehnen. Für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dass sie für den No-Deal-Brexit stimmen, sollte man sich auf dramatische Verluste im britischen Pfund und am Aktienmarkt einstellen – ganz klar verbunden mit negativen Effekten für alle anderen Börsen.
Das wahrscheinlichere Szenario dürfte wohl eher ein Votum des Parlaments am Donnerstag für einen Antrag auf Verlängerung der Frist für einen Austritt sein. Aber erstens ist nicht klar, ob eine Europäische Union, die langsam aber sicher keine Lust mehr hat, sich dieses Trauerspiel noch länger anzuschauen, dem zustimmt. Und zweitens ist auch nicht klar, was eine solche Verschiebung bringen soll. Eine „dritte Chance“ werde London nicht bekommen, das war die klare Ansage des EU-Kommissionspräsidenten Juncker nach den Nachverhandlungen vom Montagabend. Und daran wird auch er sich messen lassen müssen.
Für die Börsen bedeutet dies eine Fortsetzung der Hängepartie und damit wohl auch der eingeschlagenen Konsolidierungsphase. An der Wall Street ist der S&P 500 weiterhin eingeklemmt zwischen den beiden Marken von 2.709 und 2.820 Punkten, somit als neutral einzustufen. Der Deutsche Aktienindex befindet sich technisch betrachtet immer noch in einem Bärenmarkt. Das heißt, verlieren die Bullen die Geduld, kann sich jederzeit der Abwärtstrend aus dem vergangenen Jahr fortsetzen. Werden die Probleme einschließlich Brexit und Handelsstreit nicht zeitnah gelöst, könnte ihr Geduldsfaden früher als später reißen.
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