Die Politik hielt in den vergangenen Tagen das gesamte europäische Establishment in Atem, denn die Provinzregierung Kataloniens war im Begriff die Abspaltung ihrer Provinz von Spanien zu erklären. Mit einem geschickten Winkelzug schaffte er es, das anwesende Publikum zu verblüffen, in dem er ankündigte den Dialog zu der spanischen Zentralregierung in Madrid zu suchen, um das Referendum pro Austritt umzusetzen. Dieses Referendum ist allerdings verfassungswidrig und wurde nur von einem geringen Teil der katalanischen Bevölkerung überhaupt legitimiert – die niedrige Wahlbeteiligung spricht Bände. Zwar hat die Provinzregierung erkannt, dass es ohne einen Dialog mit Madrid nicht geht, aber gleichzeitig nimmt sie das Referendum als Auftrag an.
De facto hat Kataloniens Ministerpräsident Puidgemont Abstand von einer finalen Eskalation genommen und öffentlich den Kurs geändert. Nun soll es im Dialog mit der Zentralregierung zu einer Abspaltung kommen – während Madrid brüskiert Verhandlungen ablehnt und von Erpressung spricht. Auf der anderen Seite besteht immer noch die Möglichkeit, dass die Zentralregierung die geltenden Autonomierechte der Provinz zurücknimmt und Katalonien für sein Verhalten abstraft. Mit diesem Vorgehen ist allerdings zu diesem Zeitpunkt auch eher nicht zu rechnen, da man hiermit die Mehrheit (!) der Bevölkerung bestrafen würde, die sich gesetzeskonform verhalten hat.
Die Vorzeichen für spanische Titel stehen damit nicht mehrheitlich positiv, solange eine Eskalation nicht vom Tisch ist. Dem Euro half die Rede des Ministerpräsidenten wieder auf über die Marke von 1,18 gegenüber dem US-Dollar.
Während die Wirtschaft – besonders stark in Spanien – performt, sieht sich der Internationale Währungsfonds zu teils deutlichen Prognoseanpassungen aufgerufen. Wir freuen uns, dass unsere Wachstumsprognosen aus Dezember 2016 (Jahresausblick) immer mehr auch bei den Schwergewichten Anklang finden. Besonders deutlich wurde die Euro Zone in der Prognose des IWF aufgewertet. In diesem Jahr wird für die europäische Währungsgemeinschaft in der letzten Ausgabe des WEA (World Economic Outlook) ein Wachstum von 2,1% (+0,4%) gesehen (bisher 1,7%). Im kommenden Jahr soll das Wachstum mit 1,9% (+0,3%) etwas geringer ausfallen, aber auf erhöhtem Niveau bleiben. Der IWF mahnt, dass die aktuell gute Lage – auch unterstützt von der lockeren Geldpolitik dazu genutzt werden sollte, um Strukturreformen voranzutreiben. Wir schließen uns dieser Meinung an und setzen voraus dass das I in IWF für international auch so verstanden wird und sich der Appell an alle großen Industrieländer (namentlich USA, Japan, UK) mit Reformbedarf richtet und nicht wie so häufig lediglich die Euro Zone im Fokus steht. Die überraschend guten Wachstumszahlen sind bereits auch Ausdruck der wiedergewonnenen Wettbewerbsfähigkeit durch die geleisteten Strukturreformen. Wir verweisen auf die Wachstumskennziffern für 2016, wo das Wachstum in USA und Euro Zone mit 1,6 zu 1,5% nahezu gleich ausfiel, während das Wachstum in Übersee mit einem Budgetdefizit von weit über 5% erkauft wurde und in Europa deutlich unter der Maastricht-Kennziffer (3%) auslief, bei fallender Tendenz.
Es überrascht auch nicht, dass der IWF in diesem Zusammenhang trotz guter globaler Wachstumsaussichten (2017: 3,6% und 2018: 3,7%) und eines breit angelegten Wachstums implizit eine Warnung ausspricht und für die Beibehaltung der lockeren Geldpolitik votiert. Man lese genau: Für die US-Wirtschaft wird eine höhere Rezessionswahrscheinlichkeit angenommen. Doch trotz des besseren Wachstumsverlaufs der Industrieländer (Ausnahme UK) stört sich der IWF an dem abnehmenden Gewicht dieser seit der Krise. Man tut sich schwer damit zu akzeptieren, dass heute das Wachstum dort stattfindet, wo auch große Teile der Weltbevölkerung leben und die meisten Devisenreserven liegen. Die lockere Geldpolitik in den alten Industrieländern solle expansiv bleiben, bis das Wachstum belastbarer ist und sich in erhöhten Inflationszahlen zeigt. Damit folgt der Fonds der Argumentation der EZB, die die Kernrate der Inflation (ex Energiepreise) in den Fokus gefasst hat und hiernach ihre Argumentation in den vergangenen Monaten ausgerichtet hat – ohne dabei die sonstigen positiven Entwicklungen entsprechend zu würdigen.
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass nun auch im Establishment der Finanzszene ankommt, dass das Wachstum global angelegt ist und positive Tendenzen in 2017 und 2018 bereithält. Konjunkturell sind die Vorzeichen positiv, politisch mit Risiken behaftet und geldpolitisch könnte sich ein Wendepunkt ergeben, sollten die Notenbanken die Verwerfungen an den Finanzmärkten zum Anlass nehmen, um die Zinswende ins Auge zu fassen und tatsächlich Aktion zu zeigen.
Aus den USA erreichte uns lediglich ein relevanter Datensatz:
Der NFIB Small Business Optimism Index fiel nach den Wirbelstürmen zurück und markierte mit 103 Punkten das niedrige Niveau seit November 2016. Zuvor lag der Wert bei 105,3 Zählern. Nachdem im Vormonat noch 32% der befragten Unternehmen größere Ausgaben planten, lag diese Zahl im September bei 27%. Der Subindex Beschäftigung stieg auf 19%, besonders in den Bereichen Bau und verarbeitendes Gewerbe.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine positive Haltung bezüglich der Bewertung des USD favorisiert. Erst ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1880 - 00 negiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
Neueste Analysen
Autor wählen
RIPPLE ringt mit der 2-Dollar-Marke – Fondszuflüsse stützen den Kurs vor dem Jahreswechsel
Ripple (XRP) notiert zum Wochenauftakt stabil oberhalb der Unterstützung bei 1,90 US-Dollar. Mehrere Versuche, die psychologisch wichtige Marke von 2,00 US-Dollar zu überwinden, waren in der vergangenen Woche jedoch gescheitert.
Worldcoin vor möglichem Ausbruch: Großinvestoren greifen bei WLD zu
Worldcoin (WLD) notiert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung am Donnerstag bei rund 0,49 US-Dollar und konsolidiert innerhalb eines fallenden Keilmusters. Daten von Lookonchain zeigen, dass eine mit Multicoin Capital verbundene Wallet am Donnerstag 60 Millionen WLD-Token gekauft hat. Gleichzeitig baut sich bullisches Momentum auf: On-Chain-Daten deuten auf Wal-Akkumulation und steigende Handelsvolumina hin, was auf eine bevorstehende Aufwärtsbewegung hindeutet.
Vom Bitcoin-Star zum Problemfall: Strategy-Aktie verliert über 60 Prozent
Strategy (MSTR) und andere Unternehmen mit Bitcoin-Beständen in der Bilanz stehen weiter unter Druck. Die volatile Entwicklung von Bitcoin im Jahr 2025 – mit kräftigen Rallys und tiefen Korrekturen – hat die Jahresperformance auf ein nahezu unverändertes bis leicht negatives Niveau gedrückt. Die Aktie von Strategy ist vom Jahreshoch aus um mehr als 60 Prozent gefallen. Auch andere Unternehmen, die sich über sogenannte Private Investments in Public Equity (PIPE) finanziert haben, verzeichneten Kursverluste b
Bitcoin-, Ethereum- und XRP-Bullen gewinnen an Stärke zurück
Bitcoin, Ethereum und Ripple verzeichnen am Montag einen Anstieg von etwa 3 % und gewinnen mitten in der Feiertagssaison an Stärke. Trotz der dünnen Liquidität in der Feiertagssaison gewinnen BTC und wichtige Altcoins an Stärke, während US-Präsident Donald Trump Friedensgespräche zwischen Russland und der Ukraine vorantreibt. Der technische Ausblick für Bitcoin, Ethereum und Ripple verschiebt sich allmählich in den bullishen Bereich, da der Verkaufsdruck nachlässt.
Forex Today: US-BIP-Daten werden die Marktbewegungen vor den Feiertagen antreiben
Der US-Dollar (USD) hat Schwierigkeiten, Nachfrage zu finden, nachdem er am Montag große Verluste gegenüber seinen wichtigsten Rivalen erlitten hat. Die Anleger warten auf die Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) des dritten Quartals aus den USA, bevor die Handelsvolumina vor den Weihnachtsferien abnehmen.