Ich wurde gefragt wie ich die US Wirtschaft im H2 sehe. Das ist eine durchaus gute Frage und die Antwort ist recht einfach - besser als im H1, aber wesentlich besser als 2017, 2018 und auf absehbare Zeit.

Seit vielen Jahren bin ich gegenüber der US Wirtschaft und dem Dollar bearish eingestellt. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht denke, dass die Aktienmärkte weiter über die Allzeithochs hinaus steigen, oder der Dollar weitere Investoren anzieht, während die globalen Zinsen nahe Null liegen und in einigen Bereichen sogar negativ sind. Die US Aktienmärkte und andere auch, befinden sich wie der Immobilienmarkt der UK Wirtschaft und das Verbrauchervertrauen in einer ernsthaften Blase. Die Zentralbanker sind hierbei die Luftpumpen, welche den Markt immer weiter mit dem nötigen Sauerstoff versorgen. Es stellt sich auch nicht die Frage ob die Blase platzt, sondern nur wann dies geschehen wird.

Die Federal Reserve manipuliert die Märkte nach oben, seit dem es 2007 zum Zusammenbruch des Hypothekenmarktes kam. In der Folge dieser Ereignisse ging die viertgrößte Investmentbank hinter Goldman Sachs, Morgan Stanley und Merrill Lynch, nämlich Lehmann Brothers, pleite. Nach dem die Firma nach ihrer Gründung im Jahr 1850 über 158 Jahr erfolgreich bestand, wurde sie nun zusammen mit dem Kapital ihrer Kunden vernichtet. Es waren die großen Beteilungen Lehman´s am Hypothekenmarkt und einige Nachlässigkeiten der Firma in diesem Zusammenhang, welche das Aus heraufbeschworen. Die war die erste wichtige Institution die stellvertretend für die Fehler vieler Anderer gefallen ist.

Wir alle kenne die Geschichte, so dass sich diese nicht wiederholen wird - oder doch?

Kein Sorge, noch steht uns der Crash nicht unmittelbar bevor. Die US Wirtschaft sieht im H2 robust aus, aber Wahlen sind in der Regel für die Wall Street nicht gut.

Bevor ich Ihnen als US Bürger aber den Tag verderbe, soll nun auch gesagt sein, dass die Aussichten nicht zu hart sind, zumindest was das H2 anbetrifft. Das Q2 ist besser als das Q1, was aber nicht überbewertet werden darf, da das Q1 schlecht war. Aber es ist zumindest eine Erholung erkennbar, was man an den jüngsten Payrolls sehen kann. Die Fed Geldpolitik blieb unverändert und es kam anschließend zu einer Wall Street Erholung, was sich auch in einem Anstieg des Verbrauchervertrauens widerspiegeln sollte. Aber neben den wirklichen Problemen für die amerikanische Wirtschaft gibt es noch die Präsidentschaftswahlen, welche für die US Märkte nie gut gewesen sind.

Seit 1900 ist der S&P im letzten Jahr der 8-jährigen Präsidentschaft jeweils gefallen und meistens kam es mit dem neuen Präsidenten zu einer technischen Rezession der US-Wirtschaft. Den schlimmsten Rückgang erlebten die Aktienmärkte mit dem Abgang von Geroge W. Bush im Jahr 2008. Hier verlor der Markt ca. 41%.

Für eine lange Zeit hörte man das Lied vom Tod nicht mehr spielen, da die US Wirtschaft von der Fed mit der nötigen Medizin versorgt wurde, wie Heroinabhängiger mit Drogen. Damit wird die Sucht jedoch nur schlimmer und der Patient (Wirtschaft) wird umso kränker, was letztendlich zum Tod führt. Ich entschuldige mich dafür, wenn dies nicht schön zu lesen ist, aber es ist nun mal ein Fakt und alle Beteiligten werden dies an einem bestimmten Punkt einsehen. Sind die Wahlen vorüber, so wird die Fed vielleicht 2017 damit beginnen die Märkte auszutrocknen. Für den Patienten (US Wirtschaft) sind aber später wieder lebenserhaltende Maßnahmen (mehr QE) nötig. Dies funktioniert aber nur so lange, wie die chinesischen und amerikanischen Kreditgeber ihre Hoffnung nicht verlieren und den Stecker der lebenserhaltenden Maschinen ziehen. Aber wie schon gesagt haben wir ein besseres H1 Q2 und dies sollte theoretisch die positiven Aussichten für das H2 unterstützen.

Die Fed wird ihre Position im H2 halten und 2017 die unendliche QE wieder aufnehmen

Seit dem 17. September 2007, als die Zinsen unter der Bernanke Federführung von 5,25% auf 4,75% gesenkt wurden und die Null Zins Politik auf den Weg gebracht wurde, gab es nur eine einzige Zinserhöhung. Die Zinsen fielen immer weiter um die Konsumnachfrage und die Schaffung von Arbeitsplätzen zu unterstützen, bis am 16. September 2008 die 0,0% - 0,25% erreicht wurden. Von November 2010 an bis Dezember 2013 kam es durch Bernanke zu weiteren Impulsen, die uns als QE2 und QE3 bekannt sind. Im Oktober 2014 wurde eine Verschärfung der Geldpolitik angekündigt. Am 17. Dezember 2015 erhöhte die Fed erstmalig die Zinsen um 0,25% auf 0,25%-0,50%.

Aktuell fragen sich die Märkte, warum die Fed überhaupt die Mühe auf sich nimmt die Zinsen zu einem Zeitpunkt zu erhöhen, wo die US Wirtschaft weit entfernt ist von einer starken Erholung. Die Antwort ist ganz simpel, die Fed will ihr Gesicht wahren. Dieses mal unter der Federführung von Yellen, die 2010 - 2014 bereits die Vize Vorsitzende der Fed war. Von der Wall Street wurde sie von Anfang an als eine Verfechterin einer dovish Geldpolitik wahrgenommen. Yellen ist eine Ökonomin die Geldpolitik zur Stabilisierung der Wirtschaftsaktivität über die Geschäftszyklen hinaus einsetzt. Sie glaubt an die moderne Version der Phillips Kurve (die ursprünglich eine Beobachten über die inverse Beziehung zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation war). Die moderne Version der Phillips Kurve bezieht sich auf eine Bewegung der Inflation und den Grad der Konjunkturflaute und darum liegt der Fokus für die US Wirtschaft darauf die Inflation auf 2% zu bekommen.

Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob das 2% Inflationsziel nur als Vorwand dient um die Gelddruckmaschine wieder anzuwerfen. Wer nun sagt, dass die Verbraucher ihr Geld nicht ausgeben bis die Preise wieder steigen, da sie befürchten in der Zukunft ein Schnäppchen zu verpassen - dem sei gesagt, dass ich als stolzer Besitzer eines iPhone dieser Logik nicht folgen kann. Ich Stand in der Schlange bis um 11 Uhr meine Nummer 280 ausgerufen wurde und ich tat nichts lieber als Geld für eine neues Modell (was nicht viel weiter fortgeschritten war als das vorherige) auszugeben.

Wie dem auch sei. Ich rechne im H2 mit keiner Fed Zinserhöhung und das liegt nicht nur an den Wahlen. Aktuell rechne ich damit, dass die Fed den Weg negativer Zinsen einschlagen wird.

Die Realität ist, dass die Fed die Zinsen künstlich niedrig halten möchte, unter dem Deckmantel der Normalisierung", dass schrieb ich bereits am 8. Juni. "Auch nach dem es im Dezember zu einer Zinserhöhung kam, so sind die Realzinsen doch noch immer so niedrig wie zuvor. Die realen Zinsen fallen aktuell sogar. Selbst wenn es zu einem weiteren Anstieg von sagen wir 0,25% im September 2016 kommt, so bleibt die Fed um mehr als 0,25% hinter der Kurve zurück. Negativzinsen wir kommen."

S&P - 2-Jahreschart

sp

Der Aktienmarkt befindet sich in einer der größten inflationären Blase überhaupt und das wird wahrscheinlich auch in der zweiten Jahreshälfte so bleiben, da die Zinsen auf dem niedrigen Niveau gehalten werden und die Verbraucher zuversichtlich bleiben dürften. Aber die Hinweise auf den Tag des jüngsten Gerichts häufen sich. Sogar die Royal Bank of Scotland hat ihre Kunden bereits gewarnt, dass der Markt alarmierende Zeichen wie in 2008 von sich gibt. „Verkaufen Sie alles“, denn „in einer überfüllten Halle sind die Ausgangstüren nur sehr schmal“, sagten die Banker.

Charts sagen oft mehr als tausend Worte

Es gibt eine Reihe an Charts an der Wall Street die beobachtet werden sollten. Alle zeigen eine gewissen Grad an Erschöpfung und richtungsändernde Muster. Aus fundamentaler Sicht sind die Erträge im Unternehmenssektor der USA kollabiert und die bearish Wetten auf einen fallenden Dollar steigen. Ich wette nicht auf einen Verfall des Dollar weil die Federal Reserve ihren Leitzins in der zweiten Jahreshälfte nicht erhöhen wird, aber decke mich mit Gold ein und ich warne vor miserablen Jahren, sollte die Fed den Leitzins doch erhöhen und scheitern, oder einfach ein neues QE-Programm auferlegen oder negative Zinsen einführen. Die Zinsen müssen irgendwann wieder steigen und desto länger die Notenbanken damit warten, desto härter wird die Landung werden.

XAU/USD - 1-Jahreschart

xauusd

Hinter Brexit verstecken

Ich habe die Risiken von einem Brexit bisher bewusst nicht erwähnt, weil es aktuell kein Thema ist und auch lange kein Thema sein wird. Aber da die Märkte immer im Voraus denken und das Abstimmungsergebnis kurzfristig in einer hohen Risikoaversion mündete, ist das nur eine weitere Entschuldigung für die Federal Reserve, um die Zinsen nicht erhöhen zu müssen.

Der ‚Trump‘ Faktor

Ich bin wegen Trump gespalten. Entweder wird er für die Welt eine Art Erlöser oder die Person die den dritten Weltkrieg anzettelt. Sollte er die US-Präsidentschaftswahlen tatsächlich gewinnen, denke ich, dass die Märkte ebenfalls nicht wissen was jetzt zu tun ist und sehr volatil darauf reagieren. Seine Haltung zum Thema Einwanderungspolitik, ob das nun richtig oder falsch ist, könnte für die US-Wirtschaft zu einem großen Problem werden. Die amerikanische Wirtschaft lebt vor allem von einem hohen Konsum, der von der Immigration, billigen Arbeitskräften und Reisen lebt. Das könnte Investoren auf kurzer Sicht motivieren neue Short-Positionen gegenüber der US-Wirtschaft und dem US-Dollar zu eröffnen.

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