Frauen im FX-Universum – Valeria Bednarik: „Meine Beziehung zu Forex ist wie eine alte Ehe"

Valeria Bednarik ist seit nunmehr 12 Jahren als Händlerin am Devisenmarkt tätig und seit 2009 Mitglied der FXStreet Familie. Bereits vor 5 Jahren führten wir mit Valeria ein Interview. Damals erzählte Sie uns, dass Sie liebt was Sie tut…! Ihre Arbeit erledigt Valeria von zuhause aus in Buenos Aires. Dabei folgt Sie vor allem der Europäischen Sitzung, was bedeutet, dass Sie früh morgens um 4 Uhr aufsteht, um sich auf den Tag vorzubereiten. Probleme hat Sie damit keine und die Arbeit in Verbindung mit der Familie „läuft mittlerweile wie ein Schweizer Uhrwerk“. Ihre Kinder sind älter und selbstständiger geworden, so dass sie nun mehr Zeit für sich selbst hat. Sie glaubt, dass Frauen einige Qualitäten haben, die sie zu besseren Trader machen, aber „es wird noch einige Jahrzehnte benötigen, bis Frauen eine relevante Rolle in der Finanzwelt einnehmen werden“.

Forex: Liebe altert nicht

*Seit unserem letzten Interview im Juli, handelst Du noch immer selbstständig und arbeitest für FXStreet. Aber dein Verantwortlichkeitsbereich hat sich verändert…

Wenn ich auf das letzte Interview im Jahr 2010 zurückblicke, habe ich das Gefühl als liegen 5 Jahrzehnte dazwischen und nicht nur 5 Jahre. Mein Leben ist ständig im Wandel – oder besser: macht laufend Fortschritte. Ich arbeite mehr, handle dafür aber weniger und das gefällt mir sehr. Früher lag meine Hauptverantwortlichkeit bei FXStreet vor allem darin, Artikel und Hinweise über die technischen Gegebenheiten im Forex-Markt zu schreiben. Nun hat sich mein Verantwortlichkeitsbereich bei FXStreet erweitert. Im Leben geht alles um die persönliche Entwicklung. FXStreet hat sich entwickelt und ich selbst habe mich mit der Firma entwickelt. Zusammen haben wir unseren Wissensfundus über Finanzinstrumente und makroökonomischen Gegebenheiten erweitert.

* Gefällt es Dir?

Natürlich, ich liebe meinen Beruf. Ich habe mir immer zwei Lebensziele an erster Stelle gesetzt: Welchen Beruf ich später auch einmal ausüben werde, meine Familie steht immer an oberster Stelle. Das zweite Ziel war, dass ich einen Beruf ausüben möchte, der mir Spaß und Freude beschert. Was ich an meiner Tätigkeit liebe ist einfach zu erklären. Vor allem liebe ich an meiner Tätigkeit, dass mein Verstand in Hochgeschwindigkeit arbeiten muss. Natürlich hat man, wie in jedem Beruf, nach einer gewissen Zeit eine bestimmte Routine entwickelt, aber der Markt kommt nie zum Stillstand. Neue makroökonomische Bedingungen fordern schnelle Entscheidungen und man muss ständig auf dem Laufenden bleiben. Das fordert mich täglich aufs Neue heraus. Eine weitere Herausforderung ist, dass ich mich täglich gegenüber jüngeren Kollegen behaupten muss. Sie versprühen eine endlose Energie und meistens sind sie in fast allem einen Schritt voraus. Das pusht mich Tag für Tag, da ich ebenfalls 24/7 am Ball bleiben muss. Heutzutage fühlt sich meine Beziehung zum Forex-Markt, wie eine alte Ehe an: Das Feuer mag wohl verflogen sein, aber er ist mein bester Freund und es benötigt nicht viel, um ihn zu verstehen.

“Ich lebe nicht um zu arbeiten”

* Wie trennst du privates und berufliches voneinander?

Ich arbeite bereits solange von zuhause aus und mein Familienleben steht absolut im Einklang mit meinem Berufsleben – beide greifen wie ein Schweizer Uhrwerk ineinander. Hinzu kommt, dass ich in ein neues größeres Haus umgezogen bin, wo jeder seinen eigenen Rückzugsraum für sich selbst besitzt und natürlich habe ich dort auch mein eigenes Büro. Insofern kann ich privates und berufliches sehr gut voneinander trennen.

*Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag bei Valeria Bednarik aus?

Ich stehe circa um 4 Uhr morgens auf und gehe direkt zu meinen Schreibtisch und öffne meine Charts, lese Neuigkeiten und überprüfe den Wirtschaftskalender. Bis um 7 Uhr bin ich über alles informiert was passiert ist und ich habe meine Analysen fertig. Danach wecke ich meine Familie auf und schicke meine Mädchen in die Schule und meinen Ehemann in die Arbeit. Dann habe ich bis Nachmittag Zeit, um mich auf die Märkte zu fokussieren. Wenn die Sitzung in London beendet ist, hole ich meine Mädchen von der Schule ab und wir essen zusammen zu Mittag. Gegen Ende der US-Sitzung kehre ich nochmal für 3 Stunden zurück an die Märkte.

* Deine Töchter sind nun auch älter geworden, die eine ist 10 und die andere 13. Verschafft Dir das mehr Zeit für dich selbst?

Klar, natürlich! Meine zwei Töchter haben das Teenager-Alter erreicht, beide sind nicht mehr so stark abhängig von mir, außer dass ich ihren persönlichen Chauffeur spielen darf. Sie machen Sport, haben eine eigene Band und besuchen verschiedene Klassen und natürlich ist deren Sozialleben weitaus ausgeprägter als meins. Aber wir machen natürlich auch sehr viel zusammen, wie beispielsweise das Abendessen vorbereiten, spazieren gehen, Skaten und Fahrradfahren. An jedem Wochenende gehen wir ins Kino und ehrlich gesagt kann ich mich an keinen Film von Disney oder Pixar erinnern, den ich noch nicht gesehen habe.
Sie sind weniger abhängig, aber wir teilen mehr gemeinsam, was für mich ein tolles Gefühl ist. Ich arbeite circa 11 Stunden am Tag, aber ich lebe nicht um zu arbeiten, ich arbeite um zu leben und das macht den ganzen Unterschied in meinem privaten Leben. An den Wochenenden haben wir immer volles Haus und wir diskutieren ob es ein „Kindertag“ oder „Elterntag“ wird. Natürlich endet das ganze oftmals im Kindertag, aber das ist auch gut so.

*Hast du einen Tipp für Frauen, um privates und berufliches Leben in der Trading-Industrie zu verbinden?

Ich denke, wenn du deine Lebensziele vordefiniert hast, dann halte an ihnen fest. Es ist der beste Weg, um privates und berufliches Leben miteinander zu verbinden. Belasse es nicht bei Chancen, mache einen Plan. Am Anfang mag das sehr schwer sein und noch schwerer ist es mit Kindern, aber sie werden älter. Meine größte Angst war immer, dass ihr Leben an mir vorbeigeht, das ich ihre Entwicklung verpasse und nicht da bin wenn Sie mich brauchen. Aber wir haben unser Leben so organisiert, dass die Liebe zu unseren Kindern an oberster Stelle steht.

Ego: Der größte Feind für einen Händler

*Bist Du noch immer der gleichen Ansicht wie beim letzten Interview, was die Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Trading angeht?

Natürlich! Das Ego bleibt des Händlers größter Feind. Der Markt hat mich demütig gemacht und im Laufe der letzten Jahre musste ich immer wieder feststellen, dass Männer einen verlorenen Trade, als einen Verlust ihrer Männlichkeit wahrnehmen. Frauen neigen zu mehr Demut und können besser mit Multitasking umgehen, was der Markt schließlich von uns verlangt. Frauen verfolgen ihre Ziele konsequenter und lassen sich nicht so schnell entmutigen wie es Männer tun.

* Bist du der Ansicht, dass es mittlerweile mehr weibliche Trader als noch vor 5 Jahren gibt?

Ich habe in diesen letzten Jahren festgestellt, dass die Anzahl von Frauen in der Finanzindustrie gestiegen ist, aber natürlich wird der Bereich noch immer von Männern dominiert. Ich glaube, dass es noch einige Jahre dauern wird, bis Frauen eine dominierende Rolle in der Finanzwelt spielen können.