Analysen

GBP/USD Jahresausblick 2018: London und der Brexit bleiben die treibenden Kräfte für das Pfund Sterling

Für Unruhe im neuen Jahr werden, wie auch schon in diesem Jahr, die Brexit-Verhandlungen sorgen. Insofern müssen Investoren hohe Kursschwankungen im britischen Pfund einkalkulieren. 

Die britische Premierministern Theresa May hat das laufende Jahr mit einem Erfolg abgeschlossen. Denn die Europäer haben zugestimmt, in die zweite Phase der Brexit-Verhandlungen einzutreten. Innenpolitisch musste sie jedoch einige Niederlagen verkraften. So verlor die konservative Partei im Juni bei den Neuwahlen die absolute Mehrheit im britischen Parlament. Damit verlor Theresa May nicht nur Sitze und Stimmen sondern auch Unterstützung und Vertrauen. 

Mit Blick auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen droht ein Auseinanderdriften des Wachstumstempos zwischen den USA und Großbritannien. Das dürfte das Pfund Sterling belasten. Zugleich nimmt auch die Kluft der Wachstumsraten zwischen Großbritannien und der Eurozone zu. 

In Sachen Geldpolitik gibt es viele Gründe, die dafür sprechen, dass die Bank of England die Zinsen im neuen Jahr unverändert lassen wird. Denn die Jahresteuerung dürfte mit 3,1 Prozent im November 2017 ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht haben, während das BIP-Wachstum durch ein negatives inflationsbereinigtes Lohnwachstum leidet, das die Konsumausgaben und den engen britischen Arbeitsmarkt belastet. Jenseits des Atlantiks rechnen Investoren indes damit, dass die Federal Reserve ihre geldpolitische Normalisierung fortsetzen und die Leitzinsen im Jahr 2018 mindestens drei Mal erhöhen wird, nachdem sie 2017 die Zinsen ebenfalls drei Mal anhob. 

Wachstums- und Zinsdifferenziale begünstigen den US-Dollar

Von wegen nachhaltiger Aufwärtstrend beim GBP/USD. Die Wachstums- und Zinsdifferenziale stellen einen echten Bremsklotz dar. Insofern dürften Investoren das Paar mit großer Vorsicht im neuen Jahr begegnen. Das US-Wirtschaftswachstum dürfte höchstwahrscheinlich kurzfristig von der Steuerreform profitieren, die eine dramatische Senkung der Einkommens- und Unternehmenssteuer vorsieht. 

Den jüngsten Konjunkturprojektionen der amerikanischen Notenbank zufolge wird das US-Bruttoinlandsprodukt 2018 und 2019 voraussichtlich um 2,5 Prozent wachsen und sich 2020 auf 2,1 Prozent verlangsamen. Dagegen rechnet die Bank of England mit einem BIP-Wachstum von 1,5 Prozent im Jahr 2018. 2019 und 2020 prognostizieren die Währungshüter eine Wachstumsbeschleunigung auf 1,7 Prozent. 

Geldpolitisch dürfte die Federal Reserve ihren Normalisierungsprozess fortsetzen. So zeigte die Dot-Plot-Matrix im Dezember, dass die Währungshüter für 2018 3-4 Zinserhöhungen erwarten, während die Bank of England nach der dovishen Zinserhöhung im November 2017 klar gemacht hatte, dass die Leitzinsen in der Zukunft nur sehr langsam steigen werden. Zugleich soll die Zahl der Leitzinserhöhungen sich in Grenzen halten. Infolgedessen rechnen die Finanzmärkte nur mit 2 Zinserhöhungen bis 2019. Das spricht für den US-Dollar. 

Die BIP-Prognosen der Federal Reserve und der Bank of England

 

Großbritannien

USA

2017

2 %

3 %

2018

2 %

3 %

2019

2 %

2 %

 

Die Bank of England hat bereits im November auf der Pressekonferenz zum Inflationsbericht darauf hingewiesen, dass der Slack im Arbeitsmarkt fast vollständig von der britischen Wirtschaft absorbiert wurde und das die enge Lange auf dem Arbeitsmarkt die Triebfeder für das Wirtschaftswachstum ist.

Andere Teilsegmente der Wirtschaft stehen dagegen unter Druck. Denn die starke Abwertung des Pfund Sterling hat die Inflation über das von der Bank of England anvisierte Inflationsziel von 2 Prozent gehoben. Zugleich sind die realen Löhne ins Negative gerutscht, was die Konsumausgaben belastet. 

Die britischen Ausfuhren werden entweder durch die Abwertung des Pfund Sterlings oder durch die steigende Nachfrage aus den Ländern der Eurozone angekurbelt. Sie reichen jedoch immer noch nicht aus, um den geringen Verbrauch der privaten Haushalte zu kompensieren. 

Politische Entwicklung

Die britische Premierministern Theresa May hatte im April 2017 angekündigt, dass am 9. Juni 2017 in Großbritannien Neuwahlen stattfinden werden. Der Grund dafür lag auf dem Tisch. May wollte damit ihre Position stärken, nachdem sie am 29. März 2017 offiziell das Scheidungsverfahren mit der EU eingeleitet hatte.

Das Wahlergebnis war für Theresa May und ihre konservative Partei jedoch ein Schuss vor den Bug. Den Tories gelang es zwar die Wahlen zu gewinnen, verloren aber 13 Sitze im britischen Parlament und damit die absolute Mehrheit. Der Labour Partei hatte indes überraschend 259 Sitze im Parlament geholt. Das waren 30 mehr als bei den Wahlen im Jahr 2015. 

Und so war die konservative Partei von Mai gezwungen, mit Unterstützung der Northern Ireland Unionist Party eine Minderheitsregierung zu gründen. 

Die Position der britischen Premierministerin war nach den Wahlen also geschwächt. So hatten Mitglieder ihrer eignen Partei entweder gegen die von ihr im Parlament vorgeschlagenen Gesetze gestimmt oder Brexit-Hardliner wie Außenminister Boris Johnson und Michael Gove waren bei einigen Brexit-Themen anderer Meinung.

Das Hauptproblem für die britische Wirtschaft und das GBP/USD im Jahr 2018 wird die Fähigkeit der britischen Regierung sein, ein Handelsabkommen mit der EU zu schließen. Das scheint derzeit das komplexeste Thema der Brexit-Verhandlungen zu sein. 

Langfristige technische Perspektive

Das Sterling hat sich mittlerweile von den Brexit-Tiefs, die unter 1,2000 USD ausgeprägt wurden, erholen können. Seit dem befindet sich der GBP/USD in einer nach oben tendierenden Konsolidierungsphase. 

Von Anfang des Jahres bis September legte das Pfund Sterling um gut 14 Prozent zu und somit stieg es zum US-Dollar von 1,1988 USD auf 1,3680 USD. Nach Ausprägung des Hochs am 19. September 2017 setzte eine Phase der Konsolidierung ein, so dass der GBP/USD zwischen 1,3020 USD auf der Unter- und 1,3550 auf der Oberseite notiert. 

GBP/USD im Tageschart

Die langfristigen technischen Oszillatoren favorisieren eine Fortsetzung des Seitwärtstrends, der voraussichtlich bis ins Jahr 2018 reichen wird. Übergeordnet ist die Tendenz aber nach wie vor negativ. Sowohl der Momentumindikator als auch der Relative-Stärke-Index befindet sich im positiven Bereich, wobei das Momentum bereits nach unten zeigt. Das wohl bedeutendere Signal liefert jedoch die Slow Stochastik. Dort haben sich jüngst die beiden Signallinien gekreuzt und damit ein negatives Schnittmuster erzeugt. Das ist negativ zu Interpretieren. Die Abwärtskorrektur dürfte an verschiedenen Kursniveaus bestehend aus dem 38,2%-50%-61,8% Fibonacci-Retracements bei 1,3030 USD - 1,2830 USD - 1,2630 USD auf Unterstützung treffen.

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