Die Nachrichtenlage beruhigte sich gestern bezüglich der Person Trump, nachdem US-Medien alte und längst bekannte Nachrichten vom Anfang Mai in den Vordergrund spielten. Das war sachlich, das war positiv vom medialen Sektor.
Unter Eid sagte der damals noch amtierende FBI-Chef Comey vor dem US-Senat aus, dass es seitens der Trump-Administration keine Behinderung der Untersuchungen gab. Aussagen unter Eid haben eben Aussagekraft. Ein „Narrative“ des neokonservativ geprägten US-Establishments, um sich der Trump-Administration zu entledigen, ist geplatzt. Entsprechend ging die Risikoaversion an den Finanzmärkten geringfügig zurück.
Das US-Schuldendilemma ist zunehmend dramatisch. Nein, es geht an dieser Stelle nicht um das öffentliche Defizit, das im interdisziplinären Vergleich mit der Eurozone dramatisch ist, keine Frage.
Es geht um die private Verschuldung und die Abhängigkeit der US-Konjunkturlage vom privaten Konsum (Korrelation bei circa 70% zum BIP). Die Kreditausfallraten oszillieren auf den Niveaus des Jahres 2009. Wir bedanken uns bei Morgan Stanley für die Informationstiefe nachfolgender Charts.
1. Chart: Sektor Subprime, Ausfallraten, Kredite, die mehr als 60 Tage nicht bedient wurden:
2. Chart: Auf das Jahr hochgerechnete Verlustraten:
Neben der Höhe der Verschuldung der Konsumenten, neben der Nivellierung der Kreditvergabestandards auf ein historisch niedriges Niveau, neben dem erhöhten Leverage Kredit versus wiederkehrende mittlere Einkommen zeigt sich jetzt in der Performance der Kreditportfolien eine kritische Konstellation, die nicht ansatzweise an Märkten diskontiert ist.
Die Situation wird der Ausgangssituation von 2008/2009 immer ähnlicher! Positiv ist anzumerken, dass die US-Wirtschaft nicht mehr der maßgebliche Taktgeber der Weltkonjunktur sind. Die nächste US-Krise, sofern sie nicht zu geopolitischem Unheil missbraucht wird, wird in der Ansteckung nicht vergleichbar mit 2008/2009 sein.
Mario Draghi glänzte gestern bei einem Auftritt in Israel mit Verbalakrobatik bezüglich der Eurozone, die im Hinblick auf die bisherigen Tendenzen seiner Aussagen einen hohen Überraschungswert lieferten.
EZB-Präsident Mario Draghi klassifizierte die Konjunkturlage der Eurozone ungewohnt positiv. Die Krise läge hinter uns. Die Erholung der Eurozone sei solide und zunehmend breiter über Ländergrenzen und Sektoren angelegt. Der globale Konjunkturausblick sei aufgehellt und Abwärtsrisiken seien moderater.
Gleichzeitig offerierte das Protokoll der letzten EZB-Ratssitzung alten Wein in alten Schläuchen. Es wurde konstatiert, dass die Eurozone stärker als erwartet wachsen könne. Änderungen der Kommunikation sollen sehr langsam und vorsichtig erfolgen. Man war sich einig, dass die aktuelle geldpolitische Haltung angemessen sei.
Die EZB-Ratssitzung lag vor den gestrigen Einlassungen Draghis. Offensichtlich gab es einen Erkenntnisgewinn. Das steigert die Vorfreude auf die kommende Ratssitzung der EZB im Juni. Die Wahrscheinlichkeit eines zarten Einstiegs in einen äußerst moderaten Ausstieg aus der aktuellen Zins- und Geldpolitik der EZB zeichnet sich ansatzweise schemenhaft ab.
Aus den USA erreichten uns einmal mehr divergierende Signale:
Der Philadelphia Fed Business Survey legte unerwartet per Mai von zuvor 22,0 auf 38,8 Punkte zu. Die Prognose lag bei 19,8 Zählern. Die Subindices konstatierten ein anderes Bild. So sank der Auftragsindex von 27,4 auf 25,4 Punkte. Der Beschäftigungsindex verlor von 19,9 auf 17,3 Zähler. Der Index, der Investitionspläne abbildet, verlor von 36,5 auf 32,6 Punkte. Wir nehmen diese Divergenzen interessiert zur Kenntnis.
Die von uns wenig geschätzten Frühindikatoren nach Lesart des US-Conference Board lieferten bezüglich der Erwartungshaltung eine verhaltene Enttäuschung. Per April kam es zu einem Anstieg um 0,3%. Die Prognose lag bei 0,4%. Mehr noch wurde der Vormonatswert von 0,4% auf 0,3% revidiert. Die Phalanx positiver Werte seit September steht im diametralen Gegensatz zu den markanten Enttäuschungen in der realen Welt der US-Wirtschaft (BIP). Fazit: Toller Frühindikator …
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0820-1.0850 dreht den Bias zu Gunsten des USD.
Viel Erfolg!
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